Einleitung
ETFs galten lange Zeit als Synonym für passives Investieren. Seit der Einführung des ersten börsengehandelten Fonds in den USA im Jahr 1993 stand vor allem das regelbasierte Abbilden von Indizes im Vordergrund. In den vergangenen Jahren hat sich dieses Bild jedoch gewandelt – die Nachfrage nach aktiv gemanagten ETFs nimmt stetig zu.
Begrifflichkeiten
Der Ausdruck „aktiver ETF“ schien lange ein Widerspruch in sich zu sein. Während ETFs traditionell mit passiven Strategien verbunden wurden, war aktives Investieren klassischerweise das Terrain traditioneller Investmentfonds, die in den USA bereits in den 1920er-Jahren aufkamen.
Tatsächlich ist der ETF jedoch in erster Linie eine Hülle – eine technologische Struktur, die es Vermögensverwaltern erlaubt, unterschiedlichste Strategien, ob aktiv oder passiv, effizient umzusetzen.
Wie bei herkömmlichen aktiven Fonds versuchen auch aktive ETFs, ihre jeweilige Benchmark zu schlagen. Sie treffen gezielte Anlageentscheidungen, um langfristig eine Überrendite zu erzielen. Diese gezielte Suche nach Alpha unterscheidet sie von passiven ETFs, die lediglich darauf abzielen, die Entwicklung eines Index möglichst genau nachzubilden.
Aktive Strategien im Anleihenbereich
Besonders deutlich zeigt sich der Vorteil aktiver Strategien im Anleihenmarkt. Passive Anleihen-ETFs gewichten häufig jene Emittenten am stärksten, die die höchste Verschuldung aufweisen – ein potenziell ineffizienter Ansatz.
Aktive Anleihen-ETFs hingegen können jeden Emittenten individuell bewerten und ihre Gewichtung gezielt anpassen, was ein ausgewogeneres Risiko-Rendite-Profil ermöglicht.
Vorteile des ETF-Mantels
Aktive ETFs profitieren zugleich von den strukturellen Vorteilen der ETF-Hülle. Sie bieten tägliche Transparenz der Portfoliobestände, ermöglichen den Handel während des gesamten Börsentages und eröffnen über den Sekundärmarkt eine zusätzliche Liquiditätsebene.
Die Handelsspannen eines ETFs – ob aktiv oder passiv – hängen dabei maßgeblich von der Liquidität und Handelbarkeit seiner zugrunde liegenden Wertpapiere ab. Enge Spreads entstehen vor allem durch hohe Handelsvolumina, schnelle Preisbildung und eine breite Anlegerbasis.
Wachstum aktiver ETFs in Europa
Der erste aktive ETF in Europa wurde 2008 aufgelegt, acht Jahre nach dem Debüt des ersten europäischen ETFs von Merrill Lynch. Zunächst blieb das Wachstum des Segments verhalten, doch seit 2018 hat sich das Bild deutlich verändert: Inzwischen sind in Europa über 50 aktive ETFs erhältlich – ein klarer Beleg für die zunehmende Dynamik dieses Marktsegments.
Wichtigste Erkenntnisse
ETFs sind längst nicht mehr ausschließlich passiv: Aktive ETFs gewinnen rasant an Bedeutung und bieten die Chance auf eine Outperformance gegenüber ihrer Benchmark.
Der ETF ist eine flexible Produktstruktur, die sowohl passive als auch aktive Strategien ermöglicht – mit Vorteilen wie täglicher Transparenz und untertägigem Handel
Im Fixed-Income-Segment erlaubt aktives Management eine gezieltere Steuerung von Risiken und kann Ineffizienzen passiver Indexmodelle ausgleichen.

