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Europas Rüstungs-ETFs: Ein Überblick über das wachsende Angebot

Sieben ETFs sammelten seit März dieses Jahres 3,7 Milliarden US-Dollar ein

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Fondsmanager mögen vom Thema europäische Rüstung allmählich ermüdet sein – ein halbes Jahr intensiver Medienfokus ist in der Finanzwelt eine Ewigkeit. Doch die Bewertungen steigen weiter. Grund genug, einen kompakten A–Z-Überblick über die rasch wachsende ETF-Landschaft zu geben.

Eine kurze Einführung für Neueinsteiger: Donald Trumps Rückzug der US-Verteidigungsunterstützung für Europa veranlasste die Europäische Kommission im März, Verteidigungsausgaben in Höhe von 800 Milliarden Euro zuzusagen.

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall wurde zum Symbol für Europas Aufrüstung. Die Aktie setzte ihre monatelange Rally fort und stieg in diesem Jahr um 186 %. Damit verdrängte sie den Luxusgüterhersteller Kering SA aus dem Euro Stoxx 50.

Wie so oft waren US-Anbieter schneller als Europa. Noch vor Trumps Amtseinführung im Oktober 2024 lancierte Tuttle Capital Management den Select STOXX Europe Aerospace & Defense ETF – inzwischen mit 1,1 Milliarden US-Dollar an verwaltetem Vermögen (AUM).

Seitdem entstanden in Europa binnen vier Monaten sieben neue Produkte. WisdomTree dominiert das Segment – dank eines klaren First-Mover-Vorteils. Der WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (WDEF) zog laut ETFbook seit März 3,1 Milliarden US-Dollar an. Allein in den ersten Wochen flossen 759 Millionen US-Dollar, im zweiten Quartal weitere 2,1 Milliarden.

Der Emittent nutzte die Dynamik und legte im April gehebelte und Short-Versionen auf – ein Angebot, das auf die wachsende Nachfrage von Privatanlegern zielt.

Auch andere Anbieter erzielten respektable Zuflüsse: Der Future of European Defence UCITS ETF (ARMY) von HANetf sammelte 158,5 Millionen US-Dollar ein, der Amundi STOXX Europe Defense UCITS ETF (DEFS) kam auf 109,5 Millionen, der BNP Paribas Easy Bloomberg Europe Defense UCITS ETF (BJL8) auf 97,8 Millionen US-Dollar.

Neuere Produkte wie der iShares Europe Defence UCITS ETF (DFEU), der SPDR S&P Europe Defense Vision UCITS ETF (DEFV) und der Global X Europe Focused Defence Tech UCITS ETF (EDEF) brachten es auf 59 Millionen, 10,3 Millionen bzw. 3,2 Millionen US-Dollar.

Inmitten dieses Wettlaufs um Anlegergelder lohnt sich ein Blick auf die Unterschiede der Strategien.

WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (WDEF)

Der zugrunde liegende Index wurde im Oktober 2024 aufgelegt, der ETF selbst folgte rund sechs Monate später.

WDEF umfasst 24 europäische Unternehmen, die mindestens 50 % ihrer Umsätze mit Verteidigungsaktivitäten erzielen – definiert als Entwicklung oder Produktion von Militärflugzeugen, Waffensystemen, Rüstungsgütern oder Cybersicherheitsdiensten für NATO- oder NATO-Plus-Länder.

Zur Aufnahme müssen Unternehmen bei der jährlichen Indexprüfung eine Marktkapitalisierung von mindestens 150 Millionen US-Dollar vorweisen.

Unter den sieben europäischen Defence-ETFs verfolgt WDEF einen der „reinsten“ thematischen Ansätze. Laut Defense News enthält er zehn der 27 größten europäischen Rüstungsunternehmen – darunter Rheinmetall, Leonardo, BAE Systems, Thales, Saab, Rolls-Royce, Safran, Airbus, Kongsberg Gruppen und Hensoldt. Diese zehn Titel machen rund 88 % des Portfolios aus.

Allerdings verwässern Airbus und Safran mit Verteidigungsumsätzen von nur 18 % bzw. 17 % die thematische Reinheit leicht – beide gehören dennoch mit rund 7 % Gewicht zu den größten Positionen.

WDEF integriert ESG-Filter und schließt Unternehmen aus, die in kontroverse Waffen, schwere Umweltschäden, Menschenrechtsverletzungen oder Verstöße gegen den UN Global Compact verwickelt sind.

Die Drei-Monats-Rendite lag laut justETF bei +15,9 %.

HANetf Future of European Defence UCITS ETF (ARMY)

Etwa einen Monat nach WDEF brachte HANetf seinen Future of European Defence ETF (ARMY) auf den Markt. Er bildet den VettaFi Future of Defence Ex US Index ab und verfolgt einen globaleren Ansatz.

ARMY investiert in Unternehmen, die mindestens 50 % ihrer Umsätze mit Militärtechnik oder Cybersicherheit erzielen und Verträge mit NATO- oder NATO-Plus-Staaten halten. Eine Mindestmarktkapitalisierung von 500 Millionen US-Dollar sorgt für höhere Liquidität.

Im Vergleich zu WDEF verfolgt ARMY einen etwas konservativeren Ansatz bei der Liquidität, indem er eine Mindestmarktkapitalisierung von 500 Millionen US-Dollar für Indexmitglieder verlangt. Auffällig ist jedoch sein breiter gefasster Fokus: Statt sich explizit auf Europa zu beschränken, schließt ARMY ganz gezielt US-notierte Unternehmen aus.

Das Portfolio umfasst 35 Titel und ist geografisch diversifizierter, als der Name des ETFs vermuten lässt. Zwar dominieren europäische Aktien mit einem Anteil von 90 Prozent im Index, doch sind auch einige nicht-europäische Unternehmen vertreten – wenn auch nur mit geringen Gewichtungen.

Dazu zählen israelische Akteure im Bereich Cybersicherheit und Überwachung wie CyberArk Software (1,8%), Check Point Software (1,9%) und Elbit Systems (1,2%). Weitere nicht-europäische Beteiligungen sind Hanwha Aerospace aus Südkorea (1,4%) sowie CAE Inc. aus Kanada (1,2%), ein Spezialist für militärisches Training und Simulationssysteme.

Von den 27 europäischen Rüstungsunternehmen, die von Defense News gerankt werden, schaffen es 11 in das Portfolio des ARMY-ETFs. Diese Beteiligungen machen etwas mehr als 75 Prozent des Index aus.

ARMY orientiert sich bei seinen ESG-Kriterien weitgehend am WDEF-Standard und setzt eine Obergrenze von 20 Prozent für Umsätze mit kontroversen Waffen. Zudem müssen alle Mitglieder die Prinzipien des UN Global Compact sowie die OECD-Richtlinien zu Menschenrechten, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung strikt einhalten.

In den letzten drei Monaten erzielte ARMY eine Rendite von 15,6 Prozent – ein Ergebnis, das dank der nahezu identischen Top-10-Bestandteile dicht an der Performance von WDEF liegt.

iShares Europe Defence UCITS ETF (DFEU)

BlackRock stieg rund zwei Monate nach dem Start des europäischen Rüstungs-ETFs von WisdomTree in das Rennen ein. Der iShares Europe Defence UCITS ETF (DFEU) bildet den STOXX Europe Targeted Defence Index ab, der 29 Unternehmen umfasst, die Umsätze mit militärischer Ausrüstung und Dienstleistungen erzielen.

Der Index kennt klare ESG-Ausschlüsse: Er schließt Unternehmen aus, die in kontroverse Waffen wie Antipersonenminen, biologische und chemische Waffen sowie Streumunition involviert sind. Auch Firmen, die laut ISS ESG Norm-Based Screening gegen internationale Standards verstoßen, werden nicht berücksichtigt.

Die Gewichtung basiert auf der Marktkapitalisierung, wird jedoch zusätzlich am Anteil der Umsätze mit militärischen Aktivitäten angepasst. Daraus entsteht ein stark konzentrierter Index: Die Top fünf Werte machen 64,8 Prozent des Gesamtgewichts aus.

Betrachtet man diese Top-Fünf, zeigt sich eine hohe thematische Reinheit. Bis auf Rolls-Royce, mit einem Anteil von 11 Prozent, stammen bei Rheinmetall, BAE Systems, Thales und Leonardo erhebliche Teile der Jahresumsätze aus Verteidigungsgeschäften.

BNP Paribas Easy Bloomberg Europe Defense UCITS ETF (EDEF)

BNP Paribas Asset Management überraschte mit dem Start seines Defense-ETFs EDEF am 19. Mai und erreichte damit unter den sieben aufgelegten Produkten die viertgrößten Zuflüsse.

EDEF bildet den Bloomberg Europe Defense Select Index ab, der 26 Unternehmen umfasst, die sich auf die Entwicklung von Militärfahrzeugen, Waffen, Technologie und Raumfahrtausrüstung spezialisiert haben – definiert nach den Kriterien von Bloomberg Intelligence.

Die Auswahl der Unternehmen basiert auf Umsatzanteil sowie thematischer Relevanz und erfolgt über ein Bewertungssystem von eins bis drei. Nur Firmen mit einer Gesamtpunktzahl von höchstens vier sind zugelassen.

Eine Besonderheit liegt in der vergleichsweise großzügigen Umsatzschwelle des Index: So erreicht etwa der deutsche Triebwerkshersteller MTU Aero Engines trotz eines Verteidigungsumsatzes von lediglich 10 Prozent eine gewichtete Position von 7,4 Prozent im ETF. Vermutlich ist dies einer hohen Bewertung seiner thematischen Relevanz geschuldet.

Amundi Stoxx Europe Defense UCITS ETF (DEFS)

Der Verteidigungs-ETF von Amundi, der den STOXX Europe Total Market Defense Capped Index abbildet, verfolgt im Vergleich zu einigen Wettbewerbern einen etwas lockereren thematischen Ansatz.

Der Index erfasst Unternehmen aus dem Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungssektor gemäß der Industry Classification Benchmark (ICB). Darüber hinaus werden Unternehmen aufgenommen, die nachweislich Umsätze mit Verteidigungsaktivitäten erzielen.

Der Index umfasst 22 Titel und ist dabei geografisch diversifiziert. Europäische Verteidigungswerte, die als „Pure-Player“ gelten, finden sich zwar im Portfolio, machen jedoch nicht die Spitzenpositionen aus. Stattdessen dominieren eher breit aufgestellte Konzerne wie Airbus, Rolls-Royce und Safran die Top-Drei-Positionen.

Obwohl die Anlageklasse dadurch weniger eng auf das europäische Verteidigungsthema fokussiert ist, konnte Amundi als dritter Anbieter von Verteidigungs-ETFs in Europa dennoch die drittgrößten Nettozuflüsse im Segment verzeichnen.

Global X Europe Focused Defence Tech UCITS ETF (EDEF)

Global X richtet seinen Fokus auf Europa und erweitert sein ETF-Angebot im Bereich „Defence Tech“ mit deutlicher europäischer Ausrichtung. Der neu aufgelegte Fonds bildet den Mirae Asset Europe Defence Tech Index ab, der einen selektiveren Ansatz verfolgt als viele Wettbewerber.

Der Index umfasst 17 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, die mindestens 50 Prozent ihrer Umsätze in definierten Verteidigungstechnologiesegmenten wie Militärdrohnen, Überwachungssystemen und Waffenplattformen erzielen. Diese strenge Filterung sorgt für eine gezielte thematische Ausrichtung auf Unternehmen mit hohem Verteidigungsanteil und signifikanter Exposition gegenüber Europa.

Trotz seines Namens ist der ETF nicht ausschließlich auf europäische Aktien fokussiert: Knapp ein Viertel des Portfolios ist in nicht-europäische Werte investiert, darunter anteilig 17 Prozent in börsennotierte US-Verteidigungstechnologieunternehmen.

Zu den größten Positionen zählen dabei der US-Rüstungsriese Lockheed Martin mit einem Anteil von vier Prozent sowie AeroVironment mit 10,2 Prozent als zweitgrößte Einzelposition des Fonds.

EDEF ist extrem konzentriert. Die Top-Fünf-Bestände – SAAB, Rheinmetall, Thales, Leonardo und AeroVironment – machen über 57% des Fonds aus.

SPDR S&P Europe Defense Vision UCITS ETF (DEFV)

Als nächstes auf der Liste der europäischen Verteidigungs-ETFs präsentiert sich der SPDR S&P Europe Defense Vision UCITS ETF (DEFV). Das seit Juni 2025 aufgelegte Produkt bietet Anlegern umfassendes Exposure gegenüber einer breiten Palette führender Rüstungsunternehmen mit ausschließlichem Fokus auf Europa.

Der ETF bildet den S&P Europe Defense Vision Index ab, der 30 Unternehmen umfasst. Diese Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mindestens 25 Prozent ihrer Umsätze mit Verteidigungsaktivitäten erzielen, eine bedeutende Stellung in der Branche innehaben oder in relevanten GICS-Subindustrien aktiv sind. Die vergleichsweise niedrige Umsatzschwelle erweitert das Spektrum und ermöglicht auch kleineren oder diversifizierteren Firmen wie MilDef, Chemring, Indra Sistemas und Avio SpA eine Aufnahme in den Korb.

Trotzdem bleibt das Portfolio von DEFV in den Top-Positionen eng an den führenden europäischen Rüstungsunternehmen ausgerichtet. Rheinmetall, BAE Systems, Leonardo, Thales und Saab zählen zu den größten Einzelbeteiligungen und repräsentieren gemeinsam einen dominanten Teil des Fonds.

Schluss-wort

Die wachsende Auswahl an Europa-fokussierten Verteidigungs-ETFs ist eine willkommene Entwicklung für Investoren, die das einstige Nischenthema im Blick behalten.

Da die meisten dieser ETFs aus einem begrenzten Universum europäischer Rüstungsunternehmen schöpfen – mit Ausnahme von Global X und HANetf – weisen sie eine hohe Überschneidung auf, insbesondere bei den Top-Positionen.

Dennoch gibt es einige wichtige Unterschiede zu beachten:

Wer direkt von Europas Aufrüstung profitieren möchte – gerade angesichts der schrittweisen Reduzierung der US-Unterstützung unter Präsident Trump – sollte den ETF von Global X vermeiden, da dieser auch den US-Rüstungsgiganten Lockheed Martin beinhaltet.

Für Anleger, die eine reine Play-Exposition auf europäische Verteidigungswerte suchen, hat WisdomTree mit seiner fokussierten Strategie überzeugt. Der WisdomTree Europe Defence UCITS ETF zielt gezielt auf Unternehmen ab, die über 50 Prozent ihrer Umsätze mit Verteidigung erzielen. Auch der ETF von BlackRock gehört in diesem Segment zu den stärksten Kandidaten.

Darüber hinaus fügt HANetfs ARMY mit seiner leichten Neigung zu nicht-europäischen Akteuren eine wertvolle Diversifikation hinzu, ohne dabei die bisherigen Renditen zu beeinträchtigen – die bisher eng an den ETF von WisdomTree angelehnt sind.

Für Anleger, die eine breitere Exponierung und gleichzeitig größere, liquide Titel bevorzugen, stellen die Angebote von Amundi oder State Street solide Alternativen dar.

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