Die Umstellung auf einen verkürzten T+1-Abwicklungszyklus kostet kleine europäische Buy-Side-Firmen mindestens 223.000 US-Dollar. Große globale Depotbanken müssen mit über 36 Millionen US-Dollar rechnen. Dies zeigt eine aktuelle Studie.
Die Beratungsfirma Firebrand Research hat gemeinsam mit den Post-Trade-Infrastruktur-Anbietern Clearstream, Euroclear und der Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC) die T+1-Umstellung in Europa untersucht. Sie stellten fest, dass diese komplexer und teurer wird als in Nordamerika. Der Grund: Die europäische Marktfragmentierung ist deutlich höher.
Die T+1-Umstellung in Europa ist fürOktober 2027 geplantDann müssen an europäischen Handelsplätzen getätigte Transaktionen am nächsten Geschäftstag abgewickelt werden. Der aktuelle Zyklus beträgt T+2. Nordamerika hat den T+1-Zyklus bereits im Mai 2024 eingeführt und weicht damit von anderen Jurisdiktionen ab.
Die Ergebnisse von Firebrand basieren auf Interviews mit 45 Unternehmen aus verschiedenen Branchensegmenten. Die Studie zeigt, dass für eine reibungslose T+1-Umstellung in Europa größere Projektteams und höhere Investitionen in Technologie und Automatisierung erforderlich sind.
Obwohl esZusicherungen gibt, dass die Branche 'gut vorbereitet' istbesteht die Sorge, dass eine Verkürzung des Abwicklungszyklus zu einer Zunahme von Fehlern bei ETF-Trades führen wird.
Wie die folgende Grafik zeigt, scheitert aktuell jeder sechste ETF-Trade an der T+2-Abwicklung. Dies ist trotz jüngster Bemühungen der Branche, das Problem einzudämmen, besorgniserregend hoch.
Grafik 1: EU-Abwicklungsfehler nach Anlageklasse, rollierender 7-Tage-Durchschnitt, 2023 bis heute

Quelle: Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA). Berechnungen von ETF Stream.
„In Europa sind nicht nur mehr Währungen, Marktstrukturen, Marktteilnehmer und Regulierungsbehörden involviert. Es gibt auch deutlich unterschiedliche Marktpraktiken, die berücksichtigt werden müssen“, sagt Virginie O'Shea, Gründerin von Firebrand Research.
Ungenauigkeiten bei den Abwicklungsorten sind häufig. Eine Halbierung des Abwicklungszyklus auf T+1 verringert die Fehlertoleranz in einem bereits komplexen und fragmentierten operativen Prozess. Dies kann zu einer möglichen Zunahme von Fehlern führen.
Die Studie betont, dass Investitionen in Personal, Technologie und Automatisierung entscheidend sind, um Ausfälle zu minimieren. Dies verursacht jedoch erhebliche Kosten. Laut der neuen Forschung reichen diese von über 223.000 US-Dollar für kleine Buy-Side-Firmen bis zu über 36 Millionen US-Dollar für große globale Depotbanken.
Infrastrukturanbieter nutzen die anstehenden Investitionsausgaben (Capex). Euroclear kündigte kürzlich seine EasyFocus+-Plattform an. Diese Zusammenarbeit mit den Softwareanbietern Meritsoft und Taskize nutzt prädiktive Analysen, um die Beilegung von Abwicklungsproblemen zu beschleunigen.



