Einleitung
Gleichgewichtete ETFs können ein wirkungsvolles Instrument im Portfolio eines Anlegers sein. Indem sie jedem Bestandteil eines Index dasselbe Gewicht zuweisen, verringern sie das Konzentrationsrisiko und sorgen für ein breiteres, ausgewogeneres Engagement als klassische, nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes.
S&P Dow Jones Indices (SPDJI) legte im Januar 2003 mit dem S&P 500 Equal Weight Index den ersten gleichgewichteten Index auf. Bei dieser Methode erhält jede Aktie zu jedem Rebalancing-Stichtag den gleichen Anteil am Gesamtindex.
Diese Strategie entstand aus der Sorge, dass marktkapitalisierungsgewichtete Indizes einen Momentum-Bias aufweisen: Aktien mit steigenden Kursen gewinnen automatisch an Gewicht – besonders in späten Marktphasen, wenn Bewertungen überhitzen. Gleichgewichtete Indizes bieten hier eine Alternative für Anleger, die die Abhängigkeit von einzelnen Schwergewichten reduzieren und eine gleichmäßigere Verteilung anstreben.
Faktor-Exposure
Durch die Gleichgewichtung wird das Engagement im Momentum-Faktor reduziert, gleichzeitig entsteht jedoch eine natürliche Neigung zu den Faktoren Value und Size. Der sogenannte Small-Cap-Bias ist der zentrale Unterschied zu marktkapitalisierungsgewichteten Strategien. Während traditionelle Indizes größere Unternehmen übergewichten, rücken gleichgewichtete Ansätze kleinere Werte stärker in den Fokus.
Das kann zu einer höheren Volatilität führen, da kleinere Unternehmen stärkeren Kursschwankungen unterliegen. Gleichzeitig eröffnet es Anlegern den Zugang zu Aktien mit überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial. Laut Berechnungen von Liberum Capital ist der Einfluss des Size-Faktors im S&P 500 Equal Weight Index etwa dreimal so groß wie jener des Value-Faktors.
Risiken
Neben der stärkeren Volatilität bringt der gleichgewichtete Ansatz auch einen höheren Portfolioumschlag mit sich – und damit höhere Transaktionskosten. Um die Gewichtung regelmäßig anzupassen, ist ein häufigeres Rebalancing erforderlich als bei marktkapitalisierungsgewichteten Indizes.
Eine Studie von Solactive zeigt, dass die Rendite eines gleichgewichteten Index tendenziell steigt, je häufiger er neu gewichtet wird. Zu häufige Anpassungen können jedoch die Umschlagkosten deutlich erhöhen. Indexanbieter stehen daher vor der Herausforderung, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Effizienz und Kosten zu finden.
Darüber hinaus reduziert der Ansatz das Engagement in Marktführern, die häufig die Kursentwicklung eines gesamten Sektors dominieren. Anleger riskieren somit, von den größten Renditetreibern weniger stark zu profitieren.
Fazit
Gleichgewichtete ETFs sind eine attraktive Möglichkeit, ein Portfolio breiter aufzustellen und die Abhängigkeit von den größten Indexwerten zu verringern – insbesondere in überkonzentrierten Märkten. Anleger sollten sich jedoch der Kehrseite bewusst sein: dem inhärenten Small-Cap-Bias, der höheren Volatilität und den zusätzlichen Umschlagkosten, die mit dieser Strategie einhergehen.
Wichtigste Erkenntnisse
Gleichgewichtete ETFs gewichten alle Indexmitglieder gleich und senken so das Konzentrationsrisiko.
Sie neigen zu Value- und Small-Cap-Aktien, was mehr Wachstumspotenzial, aber auch höhere Volatilität bedeutet.
Der Ansatz führt zu häufigeren Rebalancings und damit zu höheren Transaktionskosten – und kann zugleich dazu führen, dass Anleger Renditen marktführender Unternehmen verpassen.

