BlackRock weitet sein Stimmrechts-Programm „Voting Choice“ in Großbritannien aus. Es gilt nun auch für kanadische und irische Spezialfonds. Dies geschieht, nachdem Anleger mit Vermögenswerten von 120 Milliarden Dollar ihre Stimmpräferenzen geäußert haben. Das Programm läuft seit fünf Monaten.
Die Initiative, Anlegern die Wahl bei der Stimmabgabe zu überlassen, startete im Oktober. Sie galt zunächst für bestimmte Indexstrategien. Beteiligt waren institutionelle Kunden, Pensionsfonds, Versicherungen und Unternehmen in den USA und Großbritannien.
Seitdem wurden über die eigenen Präferenzen der Anleger 530 Milliarden Dollar an Vermögenswerten stimmberechtigt. Das entspricht einem Viertel aller zulässigen Assets. Dies schließt auch Bestandskunden ein, die ihre Stimmrechte schon immer selbst verwaltet haben.
Somit sind nun 47 Prozent der Aktien-Index-Assets, also 2,3 Billionen Dollar, für „Voting Choice“ qualifiziert. Dies entspricht 47 Prozent der gesamten Index-Aktienwerte von 4,9 Billionen Dollar.
BlackRocks Entscheidung, „Voting Choice“ auszuweiten, kommt zur rechten Zeit. Diese Woche findet eine Anhörung im Senat statt. Thema ist die Stimmrechtsmacht von Indexfonds. Der Senator Dan Sullivan schlägt ein Gesetz vor. Es soll Indexfonds-Manager verbieten, bei Aktionärsvorschlägen und Direktorwahlen abzustimmen. Dies soll nur mit ausdrücklicher Erlaubnis großer institutioneller Kunden geschehen.
Nach den Änderungen sind 95 Prozent der institutionellen Aktien-Indexfonds des Unternehmens qualifiziert. Dazu zählen auch Fonds in Kanada und Irland. Zudem sind 100 Prozent der US-Pensionspläne und 80 Prozent der Aktien-Index-Assets in Europa und Großbritannien (ohne ETFs) betroffen.
BlackRock bietet zudem „zusätzliche Stimmrechtsoptionen“ für einzelne US-Investoren, Stiftungen und Anstalten an. Ein Pilotprojekt für britische Publikumsfonds soll allen Anlegern die Stimmrechtsausübung ermöglichen.
Salim Ramji, Global Head of iShares and Index Investments bei BlackRock, erklärt: „Nach jahrelanger Arbeit an technologischen und regulatorischen Hürden haben fast die Hälfte der Aktien-Index-Assets unserer Kunden einfache und effiziente Stimmrechtsoptionen. Darunter sind Pensionsfonds, die mehr als 60 Millionen Menschen vertreten.“
Ramji fügt hinzu: „Das ‚Voting Choice‘-Programm von BlackRock ist branchenweit neu. Wir sehen es jedoch erst als Anfang.“
Trotz der Änderungen bleiben mancheskeptisch, wie wirkungsvoll „Voting Choice“ sein wird. Anleger nutzen Indexfonds oft, um kostengünstig und passiv zu investieren. Es ist fraglich, ob sie die angebotenen Optionen nutzen werden.
Zudem legt BlackRock das Formular N-PX bei der US-Börsenaufsicht SEC vor. Darin werden die Stimmaktivitäten offengelegt. Asset Owner müssen jedoch nur „Say-on-Pay“-Abstimmungen offenlegen, nicht aber Abstimmungen über Unternehmensdirektoren oder andere Aktionärsvorschläge.
Da BlackRock keine Informationen darüber preisgeben wird, wie seine Kunden abstimmen, könnten die Stimmrechte seiner Fonds intransparent ausgeübt werden.
Douglas Chia, Gründer und Präsident von Soundboard Governance LLC, hinterfragt zudem die Auswirkungen von „Voting Choice“ auf das Wertpapierleihgeschäft. Die Weitergabe von Aktien an einen Kreditnehmer bedeutet den vorübergehenden Verzicht auf das Recht zurProxy-Stimmabgabe, Dividenden und andere Ausschüttungen.
Da BlackRock die Befugnisse seiner Kunden erweitert, Stimmrechte zu instruieren, fragt sich Chia, ob dies eine Rückforderung größerer Aktienanteile zur Folge haben könnte. Dies wäre der Fall, wenn institutionelle Kunden ihre Stimmrechte aktiver wahrnehmen.
Trotz dieser Überlegungen glauben viele, dass die Demokratisierung der Stimmabgabe ein logischer Schritt für passive Fonds ist. Deren Umfang und wachsender Einfluss werden zunehmend hinterfragt.
Nun bleibt abzuwarten, ob auch andere große Vermögensverwalter wie State Street Global Advisors und Vanguard BlackRocks Schritt folgen. Ob die direkte Stimmrechtsausübung durch Anleger die Bedenken hinsichtlich der wachsenden Macht passiver Investments zerstreuen kann, wird sich zeigen.
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