Das kräftige Wachstum bringt Komplexität mit sich. 2024 war für die europäische ETF-Branche ein Jahr davon.
Glücklicherweise haben Akademiker, Vermögensverwalter und Marktforschungsunternehmen die komplexesten Elemente des Marktes analysiert und Licht ins Dunkel gebracht.
Vor diesem Hintergrund hat ETF Stream die fünf wichtigsten Studien und Umfragen zu ETFs im Jahr 2024 zusammengefasst.
1. Werden ETFs aktiv gemanagte Fonds verdrängen?
Die Fondsbranche wirft ETFs vor, eine "Illusion von Liquidität" zu bieten und sie zu ungeeigneten Instrumenten für illiquide Wertpapiere wie Unternehmensanleihen zu machen.
Doch Anna Helmke von der University of Pennsylvania vertritt in einer Studie mit dem Titel Werden ETFs aktiv gemanagte Fonds verdrängen? die gegenteilige These.
„ETFs eignen sich möglicherweise besser für weniger liquide Marktsegmente, die von langfristig orientierten Anlegern bevorzugt werden. Aktiv gemanagte Fonds sind dagegen für liquide Marktsegmente besser geeignet, die von Anlegern mit kurzfristigem Liquiditätsbedarf wie Geldmarktfonds genutzt werden“, argumentiert sie.
Denn aktiv gemanagte Fonds garantieren in der Regel eine tägliche Liquidität, während ETFs intraday gehandelt werden. ETFs können daher ein wichtiges Instrument zur Preisfindung sein, wenn der Handel mit den zugrunde liegenden Vermögenswerten stockt, etwa in Stressphasen.
Solche Phasen stellen für aktiv gemanagte Fonds potenziell existenzielle Probleme dar. Können sie ihre Bestandteile nicht handeln, können sie die versprochenen Rücknahmen nicht erfüllen.
2. Index-Disruption: Versprechen und Tücken selbstverwalteter ETFs
Selbstverwaltete ETFs, die die Wertentwicklung proprietärer Indizes abbilden, verlangen höhere Gebühren als vergleichbare Fonds, die externe Indizes nachbilden. Dies ergab eine Studie von drei Oxford-Akademikern.
Das Ergebnis ist überraschend. Die Lizenzgebühren für externe Indexanbieter entfallen, was Kosten spart.
Die Studie mit dem Titel Index Disruption: The Promise and Pitfalls of Self-Indexed ETFs sieht Interessenkonflikte als Hauptgrund für die höheren Gebühren, nicht die Produktentwicklung.
Emittenten von selbstverwalteten ETFs mit Beratungssparten wiesen deutlich höhere "Selbstbeteiligungs"-Quoten auf als jene ohne. Dies deutet darauf hin, dass sie ihren Kunden über ihre Beratungskonten eigene, teure Produkte verkaufen.
3. Die Rolle algorithmischen Handels bei der Optimierung von ETF-Ausführungen
In seinem Bericht "The Role of Algorithmic Trading in Optimising ETF Execution Outcomes" stellt BlackRock fest, dass der zunehmende algorithmische Handel bei ETFs Anlegern hilft, das "fragmentierte" europäische ETF-Ökosystem zu navigieren.
Der US-Gigant behauptet, algorithmische Ausführungen seien eine effizientere Alternative zu Risiko- und NAV-basierten Handelsansätzen, die derzeit den ETF-Fluss dominieren.
Im Vergleich zu anderen Methoden können algorithmische Orders die Handelskosten senken, indem sie die besten Preise über verschiedene Handelsplätze hinweg erzielen. Sie wahren die Anonymität des Handels und minimieren Preisrisiken.
4. Nicht alle AAA CLO-ETFs sind gleich
Ein Beitrag von PGIM Fixed Income mit dem Titel Not All AAA CLO ETFs are Created Equal legt dar, dass sich die Risiko- und Renditeprofile von CLO-ETFs je nach Manager erheblich unterscheiden können – selbst bei gleicher Bonitätsbewertung.
So können Manager im "AAA"-Segment beispielsweise nach unten im Kreditrating greifen und nachrangige AAA-Tranchen wählen, um eine geringfügig höhere Rendite zu erzielen.
„Obwohl beide weit vom Verlust entfernt sind, haben sich nachrangige, zweitrangig zahlende AAA-Tranchen in Marktstress-Zeiten, wie während der COVID-Krise, eher wie AA-CLOs verhalten“, stellten die Autoren fest.
Miguel Ramos Fuentenebro sagte jedoch gegenüber ETF Stream, dass es „vereinfachend ist zu sagen, Senior AAAs seien gut und Junior Triple AAAs schlecht“. “it is a bit simplistic to say senior AAAs are good and junior triple AAAs are bad”.
5. YouGov People & Money Survey 20242024 People & Money Survey, YouGov
Der Anteil der britischen Anleger, die ETFs nutzen, ist seit 2022 um 57 % gestiegen. Dies ist die schnellste Wachstumsrate in Europa, laut der YouGov "People & Money Survey 2024", die von BlackRock in Auftrag gegeben wurde.2024 People & Money Survey.
Obwohl die Akzeptanz in Großbritannien schnell wächst, nutzen nur 8 % der Anleger ETFs. Damit liegt Großbritannien weit hinter anderen Märkten wie Deutschland, wo 40 % der Anleger diesen Investmentfonds nutzen, dank Initiativen wie ETF-Sparplänen.
Dennoch wird erwartet, dass die Verbreitung von ETFs in Großbritannien weiter zunimmt. Das ETF-Besitzwachstum wird in den nächsten 12 Monaten voraussichtlich um 78 % steigen, basierend auf den Absichten der Befragten. Über die Hälfte der neuen Anleger werden voraussichtlich weiblich sein, etwa zwei Drittel unter 35 Jahre alt.




