Das Sprichwort des verstorbenen Harry Markowitz „Diversifikation ist das einzige kostenlose Mittagessen beim Investieren“ war noch nie so relevant wie im aktuellen Marktumfeld. Dieses verwirrt Fondsmanager und Branchenkommentatoren gleichermaßen.
Prognosen für eine Rückkehr der Inflation auf Vorkrisenniveau haben die Nachfrage nach risikoreichen Aktien angeheizt. Insbesondere „Junk“-Titel wie Blockchain-Aktien legten dieses Jahr stark zu.
Der VanEck Crypto and Blockchain Innovators UCITS ETF (DAPP) von VanEck ist das Paradebeispiel dieser Euphorie. Bis Ende Juli erzielte er 2023 eine Rendite von 212%.
Auch Wachstumsaktien, angeführt von den „magnificent seven“ Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Nvidia und Tesla, verzeichneten deutliche Zuwächse. Dies trieb den Nasdaq 100 und den S&P 500 im gleichen Zeitraum um 45,1% bzw. 20% an.
Die jüngsten US-Inflationsdaten von 3% im Juni und 3,2% im Juli gaben den Anlegern Grund zur Zuversicht. Viele blicken nun auf risikoreichere Bereiche der Anlagelandschaft.
Dies verdeutlicht der Xtrackers MSCI USA Information Technology UCITS ETF (XUCT). Er verzeichnete im Juli Zuflüsse von 342 Millionen Euro, wie Daten von ETFbook zeigen. Gleichzeitig zogen Anleger 453 Millionen Euro aus dem iShares Physical Gold ETC (SGLN), dem höchsten Abfluss aller in Europa gelisteten ETFs.
Darüber hinaus plant die US-Notenbank Fed Zinserhöhungen vor Jahresende. Dies angesichts einer stärker als erwarteten US-Wirtschaft und hartnäckiger Kerninflation. Die Märkte preisen dies derzeit jedoch nicht ein.
Laut dem FedWatch Tool der CME preisen die Märkte eine Wahrscheinlichkeit von 12,2% für eine Zinssenkung bei der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im Dezember und eine Wahrscheinlichkeit von 62,7% für eine Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus ein.
Da risikoreichere Anlagen nach der Rallye in diesem Jahr nun korrekt bewertet sind, bleiben die Risiken auf der Abwärtsseite bestehen. Ein Inflationsschub würde diese irrationale Euphorie schnell dämpfen.
„Die Kerninflation bleibt hartnäckig“, sagt David Henry, Investmentmanager bei Quilter Cheviot. „Wer mit Zinssenkungen noch in diesem oder Anfang nächsten Jahres rechnet, könnte enttäuscht werden.
„Die Fed hat erklärt, die Zinsen würden auf absehbare Zeit hoch bleiben. Sie will unbedingt eine Wiederholung der 1970er Jahre vermeiden, als die Inflation wieder anstieg, weil die Zentralbanken zu früh die geldpolitische Straffung lockerten.
„Anleger sollten vorsichtig sein, dass einzelne Datenpunkte weiterhin erhebliche Auswirkungen auf die Märkte haben. Der Kampf gegen die Inflation ist zwar noch nicht vorbei, aber unserer Ansicht nach sollten Kunden am besten in Qualitätswerte investiert bleiben, die in unsicheren Zeiten erfolgreich sein können.“
In diesem Umfeld ist ein granularer Ansatz entscheidend, wenn Anleger die potenziellen Risiken meistern wollen.
Das bedeutet:Equal-Weight ETFskönnten eine Option sein, um das Konzentrationsrisiko in Portfolios zu reduzieren. Defensive Sektor-ETFs wie Basiskonsumgüter und Materialien verringern zudem die Abhängigkeit von „wachstumsstärkeren“ Titeln.
„Dies ist kein freundliches Umfeld für breite Anlageklassenrenditen“, warnt Wei Li, Global Chief Investment Strategist beim BlackRock Investment Institute. „Um davon zu profitieren, muss man granularer werden und Chancen auf kürzeren Horizonten ins Visier nehmen.“





