Der europäische Fonds- und Vermögensverwaltungsverband EFAMA und der französische Verband für Finanzmanagement AFG kritisieren Indexanbieter. Sie werfen ihnen vor, keine Bevorzugung heimischer Aktien zu fördern.
Sie fordern eine höhere Gewichtung europäischer Aktien. Hinter dem nationalen Anstrich steckt die fortgesetzte Kampagne der aktiven Fondsmanager. Sie wollen den anhaltenden Trend umkehren: Vermögenswerte fließen von aktiven zu passiven Strategien.
Typischerweise lautet das Argument: „Jetzt ist die Zeit reif für Outperformance durch aktive Manager“. Oft wird dies mit der Ansicht kombiniert, die Marktbedingungen seien nun besser für das Können aktiver Fondsmanager geeignet.
Studien zeigen jedoch: Unabhängig vom Marktumfeld – ob Bullen- oder Bärenmarkt, hohe Korrelation oder nicht, ineffiziente oder effiziente Anlageklassen – sind die Ergebnisse gleich.
Langfristig bleiben aktive Manager im Durchschnitt hinter den Indizes zurück. Zwar gibt es einige Manager, die übertreffen können. Doch sie vorher zu identifizieren, ist sehr schwierig. Diese Botschaft verbreitet die Indexbranche schon seit Längerem.
Es gab viele Argumente, warum indexbasierte Produkte schlecht für Anleger sind.
Dazu gehören die Auswirkungen auf die Preisfindung, die Annahme, Indexing sei eine Momentum-Strategie, die Bündelung von Stimmrechten bei wenigen Indexanbietern, was den Wettbewerb unter Unternehmen im Index einschränkt. Mein persönlicher Favorit: Indexing sei schlichtweg „unamerikanisch“ – mit Entschuldigung an die europäische Indexgemeinde.
Doch nun heben EFAMA und AFG die Debatte gegen Indexing auf eine neue Stufe. Sie argumentieren: Globale und US-fokussierte Indexprodukte schaden lokalen Kapitalmärkten und Volkswirtschaften in Europa.
Um dieses Problem zu lösen, sollen Indexmanager eineBevorzugung heimischer Aktien fördern. So soll der Kapitalfluss aus Europa in die USA minimiert werden.
Dieses Argument ist ein Non sequitur. Erstens sind Anlageentscheidungen nicht die Aufgabe von Indexprodukt-Anbietern. Alle großen Indexmanager bieten eine breite Palette von Produkten mit unterschiedlicher Länderausrichtung an.
Niemand zwingt einen Anleger, in ein globales oder US-fokussiertes Indexprodukt zu investieren. Wenn ein globales Indexprodukt eine höhere Allokation in den USA und damit eine geringere in Europa aufweist, liegt das an der relativen Marktkapitalisierung der USA im globalen Markt.
Dies ist keine Design-Eigenheit des Produkts. Es ist eine Folge der Marktkapitalisierung von Aktien, bestimmt durch Marktkräfte. Wer eine Bevorzugung heimischer Aktien wünscht, kann leicht einen regionalen Index wählen oder einen globalen Index mit einem separaten europäischen Index kombinieren.
Wenn europäische Vermögensverwalter glauben, Anleger sollten ihre europäischen Anlagen erhöhen, richtet sich dieses Argument nicht an Indexprodukt-Anbieter. Die Anlageallokation und Länderauswahl sind aktive Entscheidungen von Anlegern und ihren Beratern, nicht von Indexmanagern.
Das eigentliche Problem: Während aktive Manager in Europa weiterhin hinterherhinken, wenden sich Anleger indexbasierten Alternativen zu.
Der Versuch, eine höhere Europa-Quote zu erzwingen, um lokale Kapitalmärkte zu stützen, ist ein verdeckter Versuch, das verwaltete Vermögen und damit die Gebühreneinnahmen zu erhöhen.
Es geht nicht um die besten Interessen europäischer Anleger oder die Stärkung der Kapitalmärkte.
Diese Reaktion ist ein sehr europäischer Ansatz. Statt Marktkräfte entscheiden zu lassen, fordert man die Politik auf, „unbeabsichtigte Folgen“ des Indexing-Booms zu minimieren, der europäischen Konzernen schadet und US-Unternehmen nützt.
Die anhaltende Underperformance europäischer Märkte treibt Kapitalströme in die USA. Dies erhöht deren Kapitalisierung und Gewichtung gegenüber Europa. Gründe dafür sind das geringere Wirtschaftswachstum in Europa, die Stärke des US-Dollars und andere fundamentale Faktoren.
Nichts davon ist Indexmanagern oder Indexanbietern zuzuschreiben. Anleger haben die Wahl. Wenn sie globale oder gar US-Produkte wählen, tun sie dies aufgrund erwarteter Renditen oder des Wunsches nach einem gut diversifizierten Portfolio.
Ein gut konzipierter globaler Index, angeboten als kostengünstiger ETF oder Indexfonds, reduziert das Risiko weiter. Er kommt dem „Marktportfolio“ nach Markowitz sehr nahe.
Der Überbringer der Nachricht ist der Kapitalfluss, sichtbar durch die Linse von Indexprodukten. Das wahre Problem ist die wirtschaftliche Kluft zwischen den USA und Europa. Europäische aktive Manager sehen zu, wie Vermögenswerte – und Einnahmen – abfließen.
Die Lösung globaler Wirtschaftsfragen übersteigt meinen Rahmen. Ein besserer Ansatz wäre, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas zu verbessern. Dies könnte zu einer besseren Marktentwicklung führen.
Eine Idee, die europäische Vermögensverwalter besser kontrollieren können: Produkte anbieten, die Erwartungen erfüllen – also nicht hinterherhinken – zu fairen Gebühren. Dabei können sie sich auf europäische Engagements konzentrieren. Oder besser noch: Springen Sie auf den Index-Zug auf und bieten Sie Produkte an, die Anleger wollen.
Keine gute Lösung für europäische Anleger ist es, eine Bevorzugung heimischer Aktien zu „fördern“ und indexbasierte Lösungen anzugreifen.



