Kürzlich brachten HSBC Asset Management, BNP Paribas Asset Management und der neue Anbieter AXA Investment Managers ihre Ansätze auf den Markt. Sie wollen Aktienanlagen über ETFs auf ihre Biodiversitäts-Auswirkungen prüfen.
Die drei Strategien starteten innerhalb von zwei Monaten. HSBC AM legte als Erster einen ETF auf, der einen als biodiversitätsgeprüft beschriebenen Index abbildet.
Tatsächlich bot der französische Vermögensverwalter Ossiam bereits eine eigene Variante des Themas an. Sein 'Food for Biodiversity'-ETF startete im Dezember 2020. Die Strategie sorgte jedoch für Aufsehen. Sie gewichtet zwei Großhändler, den Palmölkäufer Nestlé und den Anbieter von schwer recycelbaren Einwegbechern Starbucks, stark über.
Der ETF erfasst auch McDonald's und Ahold Delhaize. Diese Unternehmen kooperierten in den letzten Jahren mit Cargill. Laut der NGO Mighty Earth ist Cargill einer der größten Abholzer Lateinamerikas.
Hier könnten die neuen ETFs einen frischen und überzeugenderen Blick auf Biodiversität bieten. Sie ergänzen ESG-Kriterien um eine weitere Perspektive. Ähnlich wie Strategien zur CO2-Reduktion oder zu Wasserrisiken.
Passiver globaler Biodiversitäts-ETF
Der erste neue ETF ist der HSBC World ESG Biodiversity Screened Equity UCITS ETF (HBDV). Er bildet den Euronext ESG Biodiversity Screened World Index ab. Dieser Index umfasst rund 500 Unternehmen und entstand in Kooperation mit Iceberg Data Lab (ICB).
Als Basis für seinen ESG-Korb nimmt der HBDV-Benchmark den Euronext World Index. Er schließt die schlechtesten 25% der Unternehmen aus. Dies geschieht basierend auf Sustainalytics ESG-Risikobewertungen. Untersucht werden Corporate Governance, wesentliche ESG-Risiken und idiosynkratische Risiken.
Der Index wendet dann Kriterien zur Biodiversitäts-Fußabdruck von Unternehmen an. Ausgeschlossen werden Unternehmen mit erheblicher Beteiligung an Pestiziden, Jagd und Walfang. Auch Sektoren wie thermische Kohle und Ölsande, die oft aus ESG-Benchmarks entfernt werden, sind nicht enthalten.
Das Ziel: Den Biodiversitäts-Fußabdruck des HBDV-Index um rund 35% gegenüber dem konventionellen Index zu erhöhen. Dies basiert auf Daten von ICB.
Allgemeiner versucht der Index des ETFs, die Prinzipien der Taskforce on Nature-related Financial Disclosure (TNFD) umzusetzen. Er konzentriert sich auf Unternehmen, die über Ökosystemschäden, Biodiversitätsverlust und indirekte Treiber berichten. Dazu zählen Wasserverbrauch, Wasser- und Landverschmutzung, Luftverschmutzung und Abfallerzeugung.
Die Berücksichtigung von Kriterien gegen Aktivitäten, die die Biodiversität negativ beeinflussen, hob HBDV bei seiner Markteinführung in Europa von ESG-Peers ab. Es bleibt jedoch spannend, ob dieser und andere Biodiversitäts-ETFs bald auch Ausschlusskriterien für Entwaldung, Grundschleppnetzfischerei, Abfackeln von Gas und Kontamination von Lebensräumen durch Schadstoffe einführen.
Aktuell investiert er in Vermögensverwalter, die wiederum in Unternehmen investieren, welche die Biodiversitäts-Kriterien von HBDV nicht erfüllen. Dies rechtfertigt die Einstufung als 'hellgrüner' Artikel 8 Fonds nach der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), nicht als 'dunkelgrüner' Artikel 9. Die Gebühr des ETFs beträgt 0,35%, die zweitgünstigste in seiner Klasse.
Aktiver globaler Ansatz
Der AXA IM ACT Biodiversity Equity UCITS ETF (ABIU) verfolgt einen ganz anderen Ansatz bei seiner globalen Aktienanlage. Er wird aktiv gemanagt. Der Fondsmanager hat Spielraum bei der Abweichung von Unternehmens-, Länder- und Sektorzusammensetzung gegenüber seinem Referenzindex, dem MSCI ACWI. Ausgenommen sind 10% China A-Shares-Exposure.
ABIU nutzt das Aktienuniversum seines Benchmarks. Laut AXA IM identifiziert er Unternehmen mit attraktiven Fundamentaldaten durch qualitative und quantitative Maßnahmen. Gleichzeitig bietet er Lösungen für Ursachen des Biodiversitätsverlusts. Dazu zählen Verschmutzung zu Land und Wasser, Bodendegradation, Wüstenbildung und Überkonsum.
Für den Vergleich der Biodiversitäts-Auswirkungen von Unternehmen nutzt AXA IM interne und externe Daten. Diese beziehen sich auf die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) 6, 12, 14 und 15. Diese Ziele umfassen sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen, verantwortungsvollen Konsum, Leben unter Wasser und Leben an Land.
ABIU verfolgt einen 'Selektivitäts'-Ansatz. Das bedeutet, er schließt mindestens 20% des ursprünglichen Anlageuniversums aus. Dies basiert auf deren Beitrag zu den Ziel-SDGs oder dem Fehlen eines solchen Beitrags. Zudem gelten die internen Ausschlusskriterien für Sektoren und ESG-Standards von AXA IM, um typische Problemsektoren auszuschließen.
AXA IM weist darauf hin, dass diese Kriterien nicht für Anlagen in Derivate und zulässige Nicht-UCITS-Fonds gelten. Dies ist relevant, da ABIU bis zu 200% in Derivate investieren kann – meist zur Absicherung. Zudem verleiht er typischerweise bis zu 30% seiner Basiswerte. Dadurch könnte er Derivaten und Sicherheiten ausgesetzt sein, die nicht mit positiven Biodiversitäts-Ergebnissen übereinstimmen.
Der ETF wird ab dem 1. Januar 2023 unter Artikel 8 der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) eingestuft. Mit 0,70% hat er die höchste Gebühr in dieser Produktklasse, doppelt so hoch wie die seiner Wettbewerber.
Passiver Ansatz zur Biodiversität
Unser letzter ETF, der BNP Paribas Easy ESG Eurozone Biodiversity Leaders PAB UCITS ETF (BIODV), startete einige Wochen nach ABIU im September. Er ähnelt dem HBDV von HSBC AM. Er bildet den Euronext ESG Eurozone Biodiversity Leaders PAB Index ab und nutzt ICB-Daten. Er umfasst rund 60 Aktien.
Wie HBDV nutzt BIODV einen Best-in-Class-Ansatz für ESG-Bewertungen. Zudem gibt es Sektor-Ausschlüsse und ein Scoring zur Biodiversität.
Der ETF schließt Unternehmen aus, die in UN Global Compact Kontroversen verwickelt sind. Ebenso Waffen, Tabak, Kohle, Öl, Schiefergas und Uran. Zusätzlich werden die untersten 20% der Unternehmen nach Moody's ESG-Bewertung vom konventionellen Euronext Eurozone 300 Index ausgeschlossen.
Der Index nutzt dann ICB-Daten, um die Top 30% der Unternehmen pro Sektor basierend auf ihrem Corporate Biodiversity Score auszuwählen. Der resultierende Korb – etwa ein Fünftel der Größe des übergeordneten Index – ist so gewichtet, dass er die Kriterien des Paris-Aligned Benchmark (PAB) erfüllt. Dies beinhaltet eine anfängliche CO2-Reduktion von 50% gegenüber dem übergeordneten Index und eine angestrebte jährliche Dekarbonisierungsrate von 7%.
Euronext versucht, all dies zu erreichen und gleichzeitig die relativen Sektor-Gewichte im Vergleich zum konventionellen Index beizubehalten. Die Tracking-Differenz liegt bei unter 1%. Der ETF kann bis zu 10% seines Vermögens in Derivate investieren, hauptsächlich zur Absicherung, so BNPP AM. BIODV ist derzeit als Artikel 9 nach SFDR eingestuft und hat eine Gebühr von 0,35%.
Insgesamt ist es wohl noch zu früh, einen Gewinner zu küren, da die ETFs keine Historie aufweisen. Mehr Klarheit über die aktiven ETFs von AXA IM dürfte ein Blick auf die Palette vergleichbarer Publikumsfonds des Anbieters bringen. Diese werden als Grundlage für künftige ETF-Launches dienen.
Von den beiden passiven Strategien bietet der BIODV von BNPP AM einen strengeren Ansatz. Allerdings könnte er – wie auch andere PAB-ETFs – in Zukunft eine Herabstufung auf SFDR Artikel 8 erfahren.
Zukünftig wäre es interessant, Biodiversitäts-ETFs mit Ausschlusskriterien für mehr Aktivitäten zu sehen. Ebenso mit einem Fokus auf Sektoren wie Recycling und Abfallwirtschaft, Ökotourismus und pflanzliche Ernährung.
Dieser Artikel erschien zuerst in ETF Insider, dem monatlichen ETF-Magazin von ETF Stream für professionelle Anleger in Europa. Um die vollständige Ausgabe zu lesen,klicken Sie hier.
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