Wissenschaftler befassten sich 2023 erneut mit den Auswirkungen von ETFs auf die Finanzmärkte. Sie verändern weiterhin die Landschaft gegenüber traditionellen Investmentfonds.
Auch wenn 2023 vielleicht weniger turbulent war als frühere Jahre, blieben die Macht passiver Anlagen, der Rückgang aktiver Fonds und die Handelseffizienz wichtige Themen für Forscher.
Ob es um die „opportunistischen“ Stimmrechtsausübungen der „Big Three“ – BlackRock, Vanguard und State Street Global Advisors (SSGA) – ging, um Marktanteile zu gewinnen, oder ob der Aufstieg des passiven Investierens die erwarteten Renditen senkt, es gab viel Diskussionsstoff.
Es wurde vermutet, dass aktive Manager defensive Strategien verfolgten, da ihre Marktanteile sanken, anstatt sich an ein neues Marktumfeld anzupassen.
Vor diesem Hintergrund hatETF Streamdie fünf wichtigsten wissenschaftlichen Studien zu ETFs aus dem Jahr 2023 zusammengefasst.
1. Aktive Manager „phantasieren hoffnungsvoll“ über den Niedergang, warnt eine Studie
Der Niedergang des aktiven Managements und der Aufstieg passiver Anlagen haben über Jahre hinweg viel Platz eingenommen. Neue Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass aktive Manager Techniken entwickeln, um den Markt für Investoren unübersichtlich zu machen.
Die Studie mit dem Titel „Active fund managers and the rise of Passive investing: Epistemic opportunism in financial markets“ warf aktiven Managern „kognitive Dissonanz“ bezüglich ihres Niedergangs vor, anstatt proaktiv Lösungen für ihre schwindenden Marktanteile zu finden.
Die wichtigsten Techniken umfassen die Behauptung einer starken Identität, die Delegitimierung anderer, die Darstellung einer Praxis als unzugänglich und hoffnungsvolles Phantasieren. Die Forschung beleuchtete praktische Probleme aktiver Manager, wie Preisverzerrungen durch Momentum-Trading passiver Fonds.
2. Der Aufstieg von ETFs schadet zukünftigen Renditen, so eine Studie
Die explosionsartige Zunahme der Nutzung von Indexfonds und ETFs sowie die Kostensenkung könnten die Anlegerrenditen beeinträchtigen, so eine Studie mit dem Titel „Index Funds, Asset Prices and the Welfare of Investors“.
Die Studie analysierte die Auswirkungen des Indexings auf Vermögenspreise und das Anlegerwohl über das Risiko- und Vermögensspektrum hinweg. Während der Wechsel zu ETFs Vorteile wie Diversifikation und höhere individuelle Renditen bringt, dürften die aggregierten erwarteten Renditen sinken, da die Aktienkurse steigen, während die Unternehmensgewinne konstant bleiben.
Vermögende Anleger, das reichste 1%, die eher idiosynkratische Risiken bei Einzelaktien eingehen, waren am stärksten betroffen. Die Top 2-10% sind durch eine diversifizierte Anlagestrategie besser geschützt.
„Während die Verfügbarkeit von Indexfonds Kleinanlegern ermöglicht, Marktrenditen zu erzielen, sind diese Marktrenditen im Gleichgewicht niedriger als diejenigen, die Anleger vor der Verbreitung von Indexfonds erzielten“, sagte Martin Schmalz, Professor für Finanzen und Wirtschaft an der Oxford Saïd und Autor der Studie.
3. Die „ETF-Blase“ ist ein Gespenst, Preisineffizienzen nicht, findet eine Studie
Das Wachstum passiver Anlagen zwischen 2000 und 2017 war nicht für überhöhte Marktpreise verantwortlich, wie andere Akademiker behauptet haben. Es erhöhte jedoch die Marktvolatilität und verringerte die Auswirkungen neuer Informationen auf die Preisbildung.
Die Studie mit dem Titel „Rise of Passive Investing - Effects on Price Level, Market Volatility, and Price Informativeness“ kam zu dem Schluss, dass der Trend zu passiven Anlagen keine „ETF-Blase“ geschaffen hat.
Dennoch stellte der Autor der Studie, Pawel Bednarek von der University of Pennsylvania, fest, dass die Volatilität 2017 um 10% höher war als im Jahr 2000, was auf „häufigere Fehlbewertungen und langsamere Preisanpassungen“ zurückzuführen sei. Eine eindeutige Zuordnung zum Wachstum passiver Anlagen konnte er jedoch nicht treffen.
Er stellte jedoch fest, dass die Volatilität zunahm, da die Märkte von nicht-fundamentalen Faktoren beeinflusst wurden, einschließlich des Aufstiegs passiver Strategien. Das bedeutet, dass „weniger Informationen aggregiert erfasst werden“ und es zu einem „Rückgang der Preisinformativität“ kommt.
Die „Big Three“ – BlackRock, Vanguard und SSGA – sind über die von ihnen gehaltenen Vermögenswerte weitgehend uninformiert. Sie stimmen entweder mit dem Management ab oder handeln „opportunistisch“, um ihre Marktanteile zu erhöhen.
Die Studie mit dem Titel „Opportunism in the Shareholder Voting and Engagement of the ‘Big Three’ Investment Advisers to Index Funds“ fand heraus, dass die Vermögensverwalter eine „Millennial-Marketingstrategie“ implementieren, die es ihnen ermöglicht, potenziell „Billionen von Dollar an verwaltetem Vermögen zu akquirieren, ohne informiert sein zu müssen“.
Es sei schwierig für die „Big Three“, im Interesse jedes einzelnen Anlegers zu handeln, weshalb sie oft im Einklang mit dem Vorstand des Unternehmens abstimmten. Der Autor der Studie, Bernard Sharfman von der RealClearFoundation, warnte, dass die Handlungen „nur zu Vermögensverlusten für Anleger führen können“.
Die Studie empfahl, Anlegern die Möglichkeit zu geben, ihre Stimmrechtspräferenzen auszudrücken, wie z. B. die Stimmabgabe gemäß den Empfehlungen des Vermögensverwalters, die Stimmabgabe mit dem Unternehmensmanagement oder die Enthaltung.
5. Wie viele Faktoren sollten Anleger berücksichtigen?
Die Fülle an Faktoren birgt das Risiko, Anleger zu überfordern. Aber wie viele sind wirklich notwendig?
Eine Studie von Robeco, der Lancaster University Management School und der Technischen Universität München mit dem Titel „Factor Zoo“ ergab, dass nur einer von zehn Faktoren für eine ausreichende Portfolioabdeckung benötigt wird, während viele andere „redundant“ sind.
Die Untersuchung von 153 US-Aktienfaktoren ergab, dass nur 15 Faktoren zur Erfassung des gesamten verfügbaren Alpha erforderlich sind. Iterative Faktormodelle schlugen gängige akademische Modelle mit der gleichen Anzahl von Faktoren, indem sie alternative Wert-, Profitabilitäts-, Investitions- oder Momentumfaktoren auswählten oder alternative Faktorstil-Cluster wie Saisonalität oder kurzfristige Umkehrungen einschlossen.
Sie hob auch die Notwendigkeit der Faktorinnovation hervor, da einige neu veröffentlichte Faktoren ältere Faktoren verdrängen.




