Der europäische ETF-Markt zieht weiterhin neue Anbieter an. Schroders, Dimensional Fund Advisors, Infrastructure Capital Advisors und Finanzen.net feiern derzeit ihr Debüt oder kündigen neue Produkte an.
Rund 130 ETF-Anbieter konkurrieren inzwischen um das Anlegerkapital – ein klarer Beleg für die Attraktivität der Region und ihre anhaltend positive Wachstumsperspektive. Die Zuflüsse übertrafen 2025 bereits 140 Milliarden US-Dollar – ein Rekordtempo. Bei anhaltender Rally an den Börsen in den USA, Großbritannien, Europa und Japan könnte das Ziel von 3 Billionen US-Dollar ETF-Vermögen in Europa noch in diesem Jahr erreicht werden.
Ein Rückgang der Anbieterzahl erscheint hingegen unwahrscheinlich. Traditionelle Fondsmanager zeigen zunehmendes Interesse an aktiven ETFs, während kleinere Anbieter über White-Label-Lösungen eine europäische Präsenz aufbauen.
Neue Analysen von Morgan Stanley und Oliver Wyman prognostizieren jedoch in den nächsten fünf Jahren eine massive Welle von Fusionen und Übernahmen, sowohl im Asset Management als auch im Wealth Management. Die Zahl mittelgroßer Anbieter mit über 1 Milliarde US-Dollar verwaltetem Vermögen könnte um rund 20 Prozent schrumpfen.
Große Investmentbanken wie Morgan Stanley bieten M&A-Dienstleistungen an, während Beratungsunternehmen wie Oliver Wyman Investmentfirmen bei der strategischen Ausrichtung unterstützen. Ein zentrales Ziel ist dabei die Bedeutung von Skaleneffekten für nachhaltigen Erfolg. Dies gilt für Asset und Wealth Management gleichermaßen.
Die Konsolidierung ist bereits im Gange: Seit 2022 wurden weltweit über 200 bedeutende M&A-Transaktionen im Asset- und Wealth-Management-Bereich durchgeführt. Morgan Stanley erwartet eine weitere Beschleunigung dieses Trends. Europäische ETF-Anbieter sind besonders betroffen, da viele Fonds unterhalb der Skalierungsgrenze betrieben werden und somit unwirtschaftlich sind.
Eine offene Frage bleibt: Profitieren Anleger tatsächlich von dieser Konsolidierung? Historisch waren Aktionäre von Vermögensverwaltungen oft von zusätzlichen Werten enttäuscht. Vorteile für Kleinanleger lassen sich in der Regel nur schwer erkennen.
Ein zentraler Treiber der Konsolidierung ist der Margendruck. Investmentgesellschaften müssen verstärkt in Technologie und künstliche Intelligenz investieren, während die größten und finanzstärksten Wettbewerber wie BlackRock und Vanguard überproportional viele Neugelder gewinnen – ein Trend, der seit dem Ende der globalen Finanzkrise beobachtet wird. Auch der Wechsel von aktiven zu passiven Strategien hält unvermindert an.
Gleichzeitig konzentrieren institutionelle Großkunden wie Pensions- und Staatsfonds ihre Anlagen auf wenige, vertrauenswürdige Vermögensverwalter. Die Streuung der Gelder wird enger, und Larry Fink erinnert bei BlackRock regelmäßig daran, dass sich das Anlageverhalten der Kunden langfristig verändert hat.
Am unteren Ende des Marktes wird es zunehmend schwierig, ein neues Vermögensverwaltungsgeschäft aufzubauen. Seit Anfang 2023 wurden weltweit nur 20 neue Netto-Gründungen registriert – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Durchschnitt von etwa 150 pro Jahr im letzten Jahrzehnt.
Die Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber steigen somit deutlich, trotz des weiterhin robust prognostizierten globalen Vermögenswachstums.
Morgan Stanley erwartet, dass das weltweit verwaltete Vermögen bis Ende 2029 von derzeit 135 Billionen US-Dollar auf 200 Billionen US-Dollar anwachsen wird, wobei 22 Billionen auf Neugelder und 43 Billionen auf positive Marktbewegungen entfallen.
Das stärkste Wachstum prognostiziert das Institut bei passiven Anleihestrategien mit 13 Prozent CAGR zwischen 2024 und 2029, gefolgt von passiven Aktienstrategien mit 11 Prozent. Auch Model Portfolios und Rentenlösungen (Target-Date-Funds, Decumulation Products) sollen mit 11 % CAGR zu wichtigen Wachstumstreibern werden.
Diese Prognosen setzen auf eine sehr optimistische Entwicklung der Finanzmärkte. Steigende Inflation, eine verschärfte Klimakrise oder geopolitische Konflikte könnten die Pläne jedoch durchkreuzen.
Bleiben solche Risiken aus, könnten die größten ETF-Manager und ambitionierte Newcomer über M&A stark wachsen – was den Wettbewerbsdruck auf mittelgroße und kleinere Anbieter weiter verschärfen würde.






