Die Geldanlage in Wein hat eine lange Tradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Doch die Illiquidität dieser Anlageklasse verhindert bislang die Auflage entsprechender Exchange Traded Products (ETPs).
Der Handel mit edlen Weinen gewann in den 1970er Jahren an Bedeutung. Investoren begannen, die Ware, insbesondere in den USA, aktiv zu handeln.
Besonders reizvoll war für Anleger die Aussicht auf Wertsteigerungen. Diese ergaben sich unter anderem aus potenziell knappen Marktbedingungen, bedingt durch Faktoren wie die Konsumraten.
Zudem weist diese Anlageklasse eine geringe Korrelation zu traditionellen Assets auf. Das macht sie für Multi-Asset-Investoren attraktiv.
Ollie Wilkinson vom Vertrieb und Einkauf bei Wilkinson Vintners, einem Händler und Lieferanten für edle Weine, erklärt gegenüber ETF Stream: „Wein ist eine etablierte alternative Anlageklasse. In Zeiten zunehmender Marktunsicherheit suchten Anleger oft darin Halt, da die Korrelation zu anderen Assets gering ist.
„Der stetige Konsum von Spitzenweinen sorgt zudem für ein natürliches Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.“
„Es geht um die Praktikabilität“, ergänzt Callum Woodcock, Gründer von Winefi, einer kürzlich gestarteten Fintech-Plattform für Weininvestitionen. „Wein ist eine langfristige Anlage. Für ein direktes Investment benötigen Sie 25.000 Pfund oder mehr, um ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen. Wenn Sie keine Leidenschaft für die zugrunde liegenden Vermögenswerte haben, können diese Kosten und der lange Anlagehorizont abschreckend wirken.“
Obwohl die Liv-ex-Börse verschiedene Indizes zur Verfolgung des wachsenden Marktes für Spitzenweine aufgelegt hat, sehen Emittenten diese Ware bislang nicht als geeigneten Basiswert für ETFs.
Das liegt daran, dass jedes Vehikel, das tägliche Liquidität für ein illiquides Gut wie Spitzenwein bietet, auf Probleme stoßen dürfte, insbesondere wenn der Handel im Hintergrund stockt.
So können beispielsweise Publikumsfonds ihre Anteile wegen fehlender Liquidität schließen, um Rückgabeforderungen nachzukommen.
Da ETFs im Sekundärmarkt gehandelt werden – ähnlich wie Investment Trusts – drohen sie mit deutlichen Abschlägen zum Nettoinventarwert (NAV) zu handeln. Autorisierte Teilnehmer (APs) können die Rücknahmeanträge dann nicht bedienen.
„Das Problem ist die Liquidität“, erklärt Woodcock. „Wein ist ironischerweise ein relativ illiquides Gut. Bei volatilen Märkten müssen Sie Ihr Investment mit einem Abschlag verkaufen, um schnell Barmittel zu erhalten.“
Das Schöne am ETF-Emissions- und Rücknahmemechanismus ist zwar, dass Anleger ihre Assets zurückgeben können. Doch bei illiquiden Märkten wie dem für Spitzenwein drohen während Marktstressphasen extrem weite Abschläge zum Nettoinventarwert (NAV).

