Top-Führungskräfte des deutschen Vermögensverwalters DWS erarbeiten einen „Aktionsplan“ für seine ETF-Sparte Xtrackers. Bei dieser wachsen die Zuflüsse von Privatanlegern und werden zum zentralen Wachstumstreiber.
Die Nachfrage nach ETFs in Europa wurde bisher fast ausschließlich von großen institutionellen Investoren getrieben. Dies ändert sich jedoch spürbar. Neo-Broker ermöglichen Privatanlegern nun kostengünstigen Zugang zu ETFs, insbesondere in Deutschland.
Sparpläne von Neo-Brokern gewinnen rasant an Beliebtheit. Sie erlauben Kleinanlegern, regelmäßig kleine Beträge in ein ETF-Portfolio zu investieren. Die Zahl dieser Angebote in Europa stieg von 2,5 Millionen im Jahr 2020 auf 10,8 Millionen im vergangenen Jahr. Bis Ende 2028 sollen es laut dem Datenanbieter extraETF 32 Millionen sein.
DWS unterhält Beziehungen zu 38 Neo-Brokern in Europa. Davon sind 23 in Deutschland und Österreich ansässig. Dort verzeichnen ETF-Sparpläne die höchste Wachstumsrate. Laut Simon Klein, globaler Leiter des Xtrackers-Vertriebs bei DWS, sind weitere „zweistellige“ Partnerschaften mit Neo-Brokern in Planung.
Klein schätzt, dass bereits 40 % des Neugeschäfts mit ETFs für Xtrackers in Deutschland von Privatanlegern über Neo-Broker-Plattformen stammen. Auch in Italien, Frankreich, den nordischen Ländern und Großbritannien tragen Privatanleger über Neo-Broker-Plattformen rund ein Fünftel zum ETF-Nachfragewachstum bei. DWS erwartet, dass sich die Akzeptanz von Privatanlegern in anderen Teilen Europas dem deutschen Trend anpasst. Der Vermögensverwalter passt sein Geschäftsmodell an diese veränderten Dynamiken an.
„Die Zusammenarbeit mit Neo-Brokern ist für Vermögensverwalter ressourcenintensiv. DWS sucht daher zusätzliches Marketing- und Vertriebspersonal. Wir wollen echte Partnerschaften mit Neo-Brokern aufbauen, wie zum Beispiel mit demScalable MSCI AC World Xtrackers UCITS ETF (SCWX), den der deutsche Spezialist für Sparpläne Scalable Capital und DWS gemeinsam aufgelegt haben. So wollen wir durch Bildungsangebote und Storytelling weitere Zuflüsse von Privatanlegern generieren“, so Klein.
Klein wollte keine genauen Zahlen nennen, wie viele neue Mitarbeiter DWS einstellen könnte.
Allein in Deutschland betreiben Neo-Broker und Banken rund 4,9 Millionen ETF-Sparplankonten, meldet extraETF.
Der Wettbewerb unter den führenden ETF-Anbietern um Partnerschaften mit diesen Plattformen verschärft sich. BlackRock und Vanguard gehören zu den Unternehmen, die mit DWS um die Gunst der Privatanleger buhlen.
Franklin Templeton kündigte gerade drei neue Partnerschaften mit den deutschen Online-Brokern flatex und S Broker sowie der österreichischen easybank an. Diese Beziehungen seien „fundamental“ für die Expansion des ETF-Geschäfts des US-Vermögensverwalters.
Dieser sich entwickelnde Wettbewerb fällt mit einer Verlangsamung des Neugeschäfts bei Xtrackers zusammen. Die Nettozuflüsse in die in Europa aufgelegten ETFs des Anbieters sanken in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 11,2 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Rückgang um 15,2 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so die Beratungsfirma ETFGI. Währenddessen verzeichneten wichtige Konkurrenten von DWS in Europa steigende ETF-Zuflüsse. Das Neugeschäft von iShares (BlackRock) wuchs um 8 %, Amundi um 145 %, Vanguard um 87 % und Invesco um 106 %.
Um Marktanteile zurückzugewinnen, hat DWS in diesem Monatdie Gebühren gesenkt für vier Kern-ETFs auf Aktien- und Anleihenbasis, darunter sein 20-Milliarden-Dollar-Welt-ETF.
Der rasche Ausbau der Kompetenzen im Bereich aktiver ETFs ist eine weitere Priorität für DWS. Das Unternehmen sieht die Verbreitung dieser Strategien als Beginn eines weiteren fundamentalen Wandels in der europäischen Vermögensverwaltungsbranche.
„Wir beobachten eine Abkehr von rein passiven Portfolios. Immer mehr Kunden integrieren aktive ETFs in ihre Kernstrategien“, sagt Klein.
JP Morgan Asset Management beauftragte extraETF kürzlich mit einer Umfrage unter rund 1.000 Privatanlegern in Deutschland zu aktiven ETFs. Die Ergebnisse zeigten, dass 40,5 % der Befragten bereits aktive ETFs nutzten. Weitere 34,3 % waren noch nicht investiert, erwogen aber eine Allokation.
Nur jeder vierte Befragte gab an, kein Interesse an aktiven ETFs zu haben.
Ende Mai startete DWS drei neue Xtrackers Equity Enhanced Active ETFs mit Fokus auf die USA (XEEU), Europa (XEEE) und globale Aktienmärkte (XEEW) mit Gesamtkostenquoten (TER) von 0,25 % an der Deutschen Börse. Weitere Notierungen dieser Produkte sind geplant.
Daten von ETFGI zeigen jedoch, dass DWS nach verwaltetem Vermögen derzeit außerhalb der Top 20 der Anbieter aktiver ETFs rangiert. Dies deutet auf einen Aufholbedarf hin. DWS baut eineneue synthetische (derivatgestützte) ETF-Plattform auf, um diesen Vorstoß zu unterstützen.
Ein weiterer Pfeiler des Expansionsplans von DWS ist die Ausweitung der Geschäftstätigkeit in Osteuropa und im Baltikum. Dies geschieht als Reaktion auf das wachsende Interesse von Privatbanken und anderen institutionellen Akteuren an ETFs in diesen Regionen.
„Wir möchten unsere Produktreichweite im Baltikum und in Osteuropa ausbauen, um unsere Präsenz in diesen Regionen zu entwickeln“, sagte Klein.









