Das Fehlen britisch domizilierter passiver Fonds im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattungsanforderungen (Sustainability Disclosure Requirements, SDR) der Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) ist „besorgniserregend“, so Morningstar. Eine Studie ergab, dass alle 80 Fonds mit einer SDR-Nachhaltigkeitskennzeichnung aktiv gemanagt sind.
Die Morningstar-Studie identifizierte 80 britisch domizilierte Fonds, die ihre Absicht zur Annahme eines der vier SDR-Labels angekündigt hatten. Keiner davon ist passiv. Dies entspricht einem verwalteten Vermögen (Assets under Management, AUM) von 45,7 Milliarden US-Dollar.
Morningstar-Analysen hatten zuvor vorhergesagt, dass passive Fonds nur 7 % der Fonds ausmachen werden, die voraussichtlich unter eine der vier von der FCA definierten Kategorien fallen.
Zusätzlich machen 325 britische Fonds, die Nachhaltigkeitsangaben ohne Kennzeichnung tätigen, 371,6 Milliarden US-Dollar AUM aus. Davon sind 39 passive Fonds mit einem AUM von 125 Milliarden US-Dollar.
„Das Fehlen passiver Produkte ist besorgniserregend, angesichts ihrer allgemeinen Bedeutung für die Kapitalbeschaffung im gesamten Fondsuniversum“, heißt es in dem Bericht.
Es ist anzumerken, dass die meisten in Großbritannien zum Verkauf stehenden passiven Fonds – insgesamt 1.960 – als ausländische ETFs registriert sind, die in Irland oder Luxemburg domiziliert sind und daher nicht in den Geltungsbereich fallen.
Hortense Bioy, Global Director of Sustainability Research bei Morningstar UK, sagte hierzu: „Nachhaltigkeitsorientierte Anleger sollten das weitaus größere Universum nicht gekennzeichneter Fonds sowie ausländische Fonds, die in Großbritannien vertrieben werden, in Betracht ziehen. Dazu gehören alle ETF-Optionen.“
Die Nachhaltigkeitsberichterstattungsanforderungen (SDR) wurden im November 2023 von der Financial Conduct Authority (FCA) eingeführt. Sie umfassen vier Nachhaltigkeitslabels, für die sich britisch domizilierte Fonds entscheiden können: 'Improvers', 'Focus', 'Impact' und 'Mixed Goals'.
Zum Fehlen passiver Fonds, die ein Label wählen, meinte Paris Jordan, Head of Responsible Investing bei Charles Stanley, es habe eine „Abrechnung“ im Markt stattgefunden.
„Ich denke, die Hürde wurde auf einem bestimmten Niveau angesetzt, und die Leute stellen fest, dass sie diese Hürde nicht erreichen, insbesondere die Passiven.“
Patrick Thomas, Head of ESG Portfolio Management bei Canaccord, teilte diese Ansicht und erklärte, die Messlatte für die SDR-Nachhaltigkeitskennzeichnung sei für die Annahme sehr hoch.
Thomas erläuterte: „Man benötigt ein nachhaltiges Ziel, was eine deutlich höhere Hürde darstellt als bei Fonds mit Sitz in Europa. Unter dem EU-Rahmenwerk verlangt Artikel 9 von einem Fonds, dass er ein klares nachhaltiges Ziel hat und sehr spezifisch angibt, was er einschließt und worüber er berichtet.
„Artikel 8 hingegen bedeutet lediglich, dass nachhaltige Merkmale vorhanden sind, was eine geringere Hürde darstellt. Insgesamt sind die Einschlusskriterien recht streng, und nur sehr wenige Fonds werden sie voraussichtlich erfüllen.
Hortense Bioy von Morningstar UK betonte, die geringe Akzeptanz von Labels müsse im Kontext der gedämpften Nachfrage nach nachhaltigen Anlagen gesehen werden. Die breiteren SDR-Namens- und Marketingregeln seien jedoch ein positiver Schritt für die Branche.
„Abgesehen von den Labels haben sich die SDR-Namens- und Marketingregeln als recht effektiv erwiesen. Die Regeln haben Vermögensverwalter gezwungen, die ESG-Ansätze ihrer Fonds zu klären und die ESG-Offenlegung für Verbraucher zu vereinfachen. Das ist ein positives Ergebnis“, sagte sie.
