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Analysen

Operative und Nachfragefragen bei semi-transparenten ETFs

Grünes Licht von den Regulierern, doch operative Anpassungen sind für semi-transparente ETFs notwendig.

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Transparenz galt stets als Hauptvorteil von Index-ETFs. Anleger wussten jederzeit genau, welche Wertpapiere sie besaßen. Dies unterscheidet sie von traditionellen aktiv gemanagten Fonds mit geringeren Offenlegungsstandards.

Neue regulatorische Regeln in Irland und Luxemburg ermöglichen nun die Auflage semi-transparenter ETFs. Diese können bestehende aktiv gemanagte Portfolios abbilden. Dies eröffnet der europäischen 2,5 Billionen Euro schweren ETF-Industrie neue Wachstumschancen. Gleichzeitig weicht dies von den hohen Transparenzstandards ab, die ETF-Anbieter stets betonten. Diese Standards boten Anlegern klare Vorteile und unterschieden sie von anderen Fondsmanagern.

Bisher konnten sich semi- und nicht-transparente aktive ETFs, die in den USA seit 2009 existieren, bei Anlegern nicht durchsetzen. Ihr verwaltetes Vermögen erreichte nur rund 17 Milliarden Dollar.

Können sich nicht-transparente ETFs in Europa durchsetzen? Oder werden sie auf ähnliche Schwierigkeiten bei der Mittelbeschaffung stoßen wie ihre US-Pendants?

Mehrere Keynote-Speaker auf derETF Ecosystem Unwrapped Konferenzvon ETF Stream in London letzte Woche berichteten von zahlreichen Anfragen aktiver Manager. Diese prüften nach den Regeländerungen Möglichkeiten für den Eintritt oder die Expansion in Europa.

Die Regulierer in Luxemburg und Irland verfolgen leicht unterschiedliche Ansätze bei den neuen Offenlegungspflichten für aktive ETF-Manager. Ken Shaw, Head of ETF Solutions EMEA bei State Street, lobte die Flexibilität beider Regulierer. Er betonte, dass Dienstleister wie State Street ihre bestehenden Systeme nutzen können. Dies erspart die Entwicklung kostspieliger neuer Prozesse.

Aktive Manager müssen jedoch weiterhin erhebliche operative Hürden und kulturelle Veränderungen meistern, um semi-transparente ETFs anzubieten.

„Es gibt viel ‚Plumbing‘ zu tun, bevor es losgehen kann“, sagte Brian Higgins, Partner bei Dillon Eustace.

Higgins, auch Vorsitzender der ETF-Gruppe der Irish Funds Industry Association, nannte die Aktualisierung der Fondsdokumentation, die Klärung von primären und sekundären Handelsvereinbarungen, neue Verträge mit Market Makern und autorisierten Teilnehmern sowie die Einstellung von Kapitalmarktexperten als Beispiele. Traditionelle aktive Manager verfügen oft nicht über diese Expertise.

Steuern sind für US-aktive Manager, die Europa ins Visier nehmen, ein wichtiger Faktor.

DasDoppelbesteuerungsabkommenzwischen Irland und den USA sieht für physisch replizierende ETFs mit US-Aktien eine Quellensteuer von 15% auf US-Dividenden vor, statt 30%.

Die Bedingungen hierfür sind jedoch „sehr detailliert und komplex“, warnte Nicola Sheridan, Steuerdirektorin bei PwC in Dublin.

Die einfache Schaffung einer neuen ETF-Anteilsklasse für einen bestehenden aktiven Fonds erfüllt die Anforderungen möglicherweise nicht. Wenn der ETF nicht den Großteil der Vermögenswerte und die Mehrheit der Investorenstimmen repräsentiert, wäre er nicht die Hauptanteilsklasse des Fonds und somit nicht für die reduzierte Quellensteuer qualifiziert.

Da jeder Vermögensverwalter eine treuhänderische Pflicht hat, die Anlagen aller Kunden gleich sorgfältig zu behandeln, wies Sheridan auf ein weiteres Problem hin: die Vermarktung der Fondsanteilsklasse gegenüber der potenziell günstigeren ETF-Anteilsklasse. Dies ist ein heikler Punkt, der bereits die Aufmerksamkeit der US-Regulierer erregt hat.

Sheridan begrüßte zwar die regulatorische Flexibilität bei neuen aktiven ETFs hinsichtlich der Offenlegung. Sie äußerte sich jedoch „etwas skeptisch“ hinsichtlich des potenziellen neuen Asset-Wachstums in Europa, angesichts der geringen Akzeptanz in den USA.

Die günstigere steuerliche Behandlung durch Irland für US-Aktien-ETFs hat potenzielle neue Anbieter nicht davon abgehalten, Luxemburg als Domizil in Betracht zu ziehen.

Shaw beschrieb Luxemburg als „führend“ bei der Anziehung von Anfragen potenzieller neuer Anbieter, die „agnostisch“ gegenüber unterschiedlichen steuerlichen Behandlungen aktiver ETFs seien.

Mhairi Jackson, Asset Management Policy Manager bei der Financial Conduct Authority (FCA), signalisierte Unterstützung für die Regeländerungen der Kollegen in Luxemburg und Dublin. Da London ein wichtiges Zentrum für den ETF-Handel in Europa ist, betonte Jackson, dass die FCA die Gestaltung neuer nicht-transparenter ETFs genau beobachten werde. Dies umfasse die Angemessenheit der Zielmärkte, die Bewertung der zugrunde liegenden Vermögenswerte, Preismechanismen mit autorisierten Teilnehmern und potenzielle Preisverzerrungen.

Die Tür für semi-transparente ETFs nach Europa steht nach Ansicht von Anwälten, Beratern, Fonds-Dienstleistern und Regulierern weit offen. Ob diese Produkte jedoch in nennenswerter Zahl ankommen und bei Anlegern Anklang finden, wird die Zeit zeigen.

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