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Irland vs. Luxemburg: Die Wahl des Fondsdomizils in Europa

Eine der zentralen Entscheidungen für ETF-Emittenten.

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Einleitung

Zu den zentralen Entscheidungen bei der Auflegung eines ETFs in Europa zählt die Wahl des Fondsdomizils. Zwar stehen mehrere Jurisdiktionen zur Auswahl, doch Irland und Luxemburg gelten aufgrund ihrer regulatorischen Kompetenz, steuerlichen Rahmenbedingungen und Marktexpertise als führende Standorte. 

In den vergangenen Jahren hat sich Irland als dominantes Domizil für ETFs in Europa etabliert – vor allem dank des vorteilhaften Doppelbesteuerungsabkommens mit den USA, das erhebliche steuerliche Vorteile bei US-Aktien mit sich bringt. 

Steuerliche Unterschiede

Das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Irland und den USA senkt die Quellensteuer auf US-Dividenden von 30 auf 15 Prozent. Davon profitieren nicht nur ETFs mit direktem US-Aktienfokus, sondern auch globale Fonds, da US-Unternehmen rund 68 Prozent des MSCI World Index ausmachen. Bei einer Dividendenrendite des S&P 500 von zwei Prozent entspricht das einer jährlichen Steuerersparnis von etwa 30 Basispunkten oder 0,30 Prozent. 

Auch Luxemburg bietet steuerliche Vorteile: ETFs sind dort von der jährlichen Zeichnungssteuer – der sogenannten Taxe d’abonnement – in Höhe von fünf Basispunkten befreit, die für traditionelle Fonds weiterhin gilt. Dennoch bleibt der steuerliche Vorteil bei US-Aktien der entscheidende Faktor und eine der Haupttriebfedern dafür, dass Irland zur führenden ETF-Jurisdiktion Europas aufgestiegen ist. 

Laut ETFbook waren Ende Oktober 2023 rund 2.722 ETPs mit einem Vermögen von 1,1 Billionen US-Dollar in Irland domiziliert, während Luxemburg 1.364 ETPs mit einem Volumen von 305 Milliarden US-Dollar zählte. 

AUM evolution in Luxembourg-Ireland domiciled UCITS ETF 2017-23

Regulatorische Unterschiede

Auch in der Auslegung europäischer Aufsichtsregeln unterscheiden sich beide Länder deutlich. Die irische Zentralbank (CBI) interpretiert die Leitlinien der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) meist strenger und wortgetreuer, während die luxemburgische Aufsicht CSSF einen flexibleren, prinzipienorientierten Ansatz verfolgt. 

Namenskonvention: Nach den OGAW-Vorgaben müssen Fonds, die ETF-Anteilsklassen anbieten, den Zusatz „UCITS ETF“ im Namen tragen. Einige Emittenten in Luxemburg haben börsennotierte Anteilsklassen ohne Namensanpassung aufgelegt, während HSBC Asset Management in Irland vier Indexfonds offiziell in ETFs umbenennen musste. 

Portfolio-Transparenz: In ihren „ETF Good Practices“ hob die IOSCO den luxemburgischen Ansatz hervor, Portfolios nur verzögert – in der Regel monatlich – offenzulegen. Irland hingegen schreibt eine tägliche Veröffentlichung vor. 

Fazit

Angesichts der steuerlichen und regulatorischen Unterschiede haben Emittenten bei der Wahl ihres Fondsdomizils viel abzuwägen. Irland punktet mit klaren Regeln und steuerlichen Vorteilen, während Luxemburg durch größere Flexibilität bei der Anwendung regulatorischer Vorgaben überzeugt. Die Entscheidung zwischen einem ICAV in Irland oder einer SICAV in Luxemburg bleibt damit eine strategische Weichenstellung für jeden ETF-Anbieter in Europa. 

Wichtigste Erkenntnisse

  • Das Doppelbesteuerungsabkommen Irlands mit den USA macht das Land zum bevorzugten Domizil für US-Aktien-ETFs.

  • Irland setzt auf strengere Regeln mit klaren Namensvorgaben und täglicher Portfolio-Transparenz, Luxemburg auf mehr Flexibilität.

  • Emittenten müssen zwischen den Strukturen ICAV (Irland) und SICAV (Luxemburg) sorgfältig abwägen – je nach steuerlicher Priorität und regulatorischem Spielraum.

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