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Analysen

Rüstungs-ETFs und das Dilemma um kontroverse Waffen

Ein Kompromiss zwischen der Größe des Gewinns und der Größe des Universums

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Wichtigste Erkenntnisse

  • Anbieter von Rüstungs-ETFs müssen entweder kontroverse Waffen ausschließen und damit Investoren durch mangelnde Themenreinheit verärgern. Oder sie verzichten auf Ausschlüsse und verärgern Investoren, die kontroverse Waffen nicht akzeptieren können.

  • Am einen Ende des Spektrums schließen Invesco, BlackRock und Global X kontroverse Waffen nicht explizit aus. HANetf verfolgt einen Mittelweg.

  • WisdomTree und VanEck schließen hingegen Unternehmen mit Exposure zu kontroversen Waffen aus. Rheinmetall schafft es jedoch in die WisdomTree-Screens, aber nicht in die von VanEck.

Rüstungs-ETFs stehen dieses Jahr im Fokus. Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten wüten weiter. Ein globaler Frieden scheint immer ferner.

Regierungen weltweit kündigen höhere Militärausgaben an. Dies zeigt sich besonders in Europa. Die USA stellten ihre Militärhilfe für die Ukraine ein. Investoren setzen daher auf starkes Umsatzwachstum bei Rüstungsfirmen.

Die Vermögen in Europa domizilierte Rüstungs-ETFs sind laut Morningstar Direct sprunghaft angestiegen. Sie erreichten am 4. April über 7 Milliarden US-Dollar. Ende des Vorjahres lagen sie bei rund 2,5 Milliarden US-Dollar.

Grafik 1: Verwaltete Vermögen in Europa domizilierten Rüstungs-ETFs, 2023 bis heute

Assets under management housed in Europe-domiciled defence ETFs

Quelle: Morningstar Direct

Doch ETF-Anbieter stehen vor einem Dilemma. Es geht um kontroverse Waffen. Diese sind für viele institutionelle Investoren ein No-Go. Sollen Unternehmen ausgeschlossen werden, die mit diesen Waffen Umsatz erzielen? Dies würde die Reichweite des ETFs maximieren. Oder soll das Anlageuniversum möglichst breit und divers sein, ohne Ausschlusskriterien? Das fragt ein Anbieter von Rüstungs-ETFs.

Regionale Rüstungs-ETFs gewinnen an Bedeutung. Sie wählen Unternehmen aus einer kleineren Liste aus. Dieses Dilemma wird dadurch besonders akut.

Kontroverse Waffen

Eine einheitliche Definition kontroverser Waffen gibt es nicht. Generell gelten sie als Waffen mit willkürlicher Wirkung auf Zivilisten. Ihre Effekte sind langanhaltend.

Beispiele sind Streumunition, Antipersonenminen, chemische und biologische Waffen. Auch abgereichertes Uran und weißer Phosphor zählen dazu. Viele sind durch internationale Abkommen verboten.

Kontroverse Waffen sind für viele institutionelle Investoren tabu. Anbieter müssen entscheiden: Sollen Ausschlusskriterien greifen? So wird der ETF für diese Investoren attraktiv. Das betrifft oft große Anleger.

Auch Treuepflichten spielen eine Rolle. Ausschlusskriterien bei kontroversen Waffen verkleinern das Anlageuniversum. Dies kann die reine Rüstungs-Exposure verwässern. Das passt zu manchen Investoren, schadet aber anderen.

Paris Jordan, Leiterin Responsible Investing bei Charles Stanley, sagt: „Negative Screenings können die Portfolio-Diversifikation beeinträchtigen – unabhängig davon, was ausgeschlossen wird. Sie sollten nur bei sehr starken Kundenpräferenzen oder Reputationsanforderungen eingesetzt werden.“

„Ich habe institutionelle Kunden. Manche wollen keine Kontroverse Waffen-Exposure. Andere haben damit kein Problem. Daher muss ich ETFs und Fonds auswählen, die zu deren Anforderungen passen“, erklärt sie.

Vielfältige Ansätze

Bisher verfolgen Anbieter unterschiedliche Strategien im Umgang mit kontroversen Waffen.

DeriShares Global Aerospace and Defence UCITS ETF (DFND), derGlobal X Defence Tech UCITS ETF (ARMR) und derInvesco Defence Innovation UCITS ETF (IDFN) gehören zu den ETFs, die keine expliziten Ausschlusskriterien für kontroverse Waffen haben.

Invesco prüfte intensiv die Einführung von Ausschlusskriterien für kontroverse Waffen beim IDFN. Man entschied sich dagegen. Dies hätte die Möglichkeit eingeschränkt, Exposure zu den „innovativsten Bereichen der Rüstungsindustrie“ zu bieten. Das sagt Chris Mellor, Leiter des ETF-Produktmanagements EMEA Equity bei Invesco.

Ein Ausschluss könnte nur wenige Aktien betreffen. Aber: „Es würde auch Unternehmen entfernen, die beispielsweise bei der Entwicklung von unbemannten Kampfflugzeugen der sechsten Generation führend sind. Das widerspräche dem Geist des Index/Fonds“, fügt er hinzu.

Boeing, ein Produzent von Bomben und Raketen, hat kürzlich den Auftrag für die Entwicklung des F-47 erhalten. Dies ist der Stealth-Fighter der sechsten Generation der US Air Force. Laut Invesco-Website beträgt die Position des Unternehmens im IDFN 2,4%.

HANetf's ARMY verfolgt einen Mittelweg. Unternehmen mit Umsätzen aus kontroversen Waffen werden nicht komplett ausgeschlossen. Allerdings berücksichtigt der ETF keine Firmen, die mehr als 20% ihres Umsatzes damit erzielen.

Am anderen Ende des Spektrums stehen WisdomTree und VanEck. Sowohl WDEF als auch DFNS schließen Unternehmen aus, die an nach internationalem Recht verbotenen Waffen beteiligt sind.

Doch nicht alle Ausschlusskriterien für kontroverse Waffen sind gleich. Eine auffällige Aktie, die im DFNS fehlt, ist Rheinmetall. Es ist die größte Position in WDEF und ARMY. Die Aktie war einer der Top-Performer 2025. Sie stieg im Jahresverlauf um fast 150%.

Rheinmetall gibt auf seiner Website an, keine Kontroverse Waffen-Exposure zu haben. DochETF Streamerfährt, dass ISS – deren Analysen VanEck für seine Screenings nutzt – eine Exposure zu abgereichertem Uran bei Rheinmetall identifizierte.

VanEck hat zwar noch nicht wieWisdomTree,HANetf,Amundi undBNP Paribas einen Europa-fokussierten Rüstungs-ETF eingereicht. Die Firma prüft jedoch aktiv ein solches Angebot, so Martijn Rozemuller, CEO des europäischen Geschäfts von VanEck.

„Allerdings bleibt es derzeit schwierig, eine ausreichende Diversifikation nur mit europäischen Rüstungsunternehmen zu erreichen – insbesondere unter Einhaltung unserer strengen Ausschlusskriterien für kontroverse Waffen. Die Einhaltung dieser Standards ist eine Priorität für uns. Sie reduziert jedoch das Anlageuniversum erheblich“, fügte er hinzu.

Schlusswort

Rozemullers Kommentare fassen das Dilemma um kontroverse Waffen zusammen. Anbieter müssen entweder Investoren verärgern, indem sie keine Kontroverswaffen ausschließen und damit die Reinheit der Rüstungs-Exposure opfern. Oder sie schließen kontroverse Waffen aus und verärgern Investoren, die damit nicht einverstanden sind.

Da Fondsselektoren zunehmend regionale Rüstungsnamen suchen, wird dieser Kompromiss noch wichtiger. Ausschlusskriterien für kontroverse Waffen können das Anlageuniversum so stark verkleinern, dass die Bereitstellung gezielterer Rüstungs-ETFs unpraktikabel oder unsauber wird.

Für Investoren ist die breite Palette an Ansätzen der ETF-Anbieter im Umgang mit kontroversen Waffen positiv. Wahrscheinlich gibt es einen Ansatz, der mit ihren Werten übereinstimmt. Achten Sie einfach auf den Kompromiss.

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