Die schnelle Übernahme der 167 Jahre alten Credit Suisse verhinderte knapp den größten Bankenkollaps Europas seit Langem. Dennoch hinterließen die Ereignisse Spuren in allen Anlageklassen. Es gab Höchststände, aber auch existenzielle Risiken für einige ETFs.
Die Credit Suisse geriet in den Fokus, als der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) breitere Risiken im Bankensektor aufdeckte. Schon vor der SVB-Pleite am 10. März waren die Aktien der Schweizer Großbank im Fünfjahresvergleich um 85 % gefallen.
15. März
Für die Credit Suisse gab es kein Zurück mehr. Nach mehreren Notkrediten weigerte sich die Saudi National Bank, weitere 1 Mrd. USD zu investieren. Zuvor hatte die Bank Materialschwächen bei ihren Berichts- und Kontrollverfahren eingeräumt. Dies folgte auf eine Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC.
Der Aktienkurs brach an einem Tag um 30 % ein. Die Credit Default Swaps (CDS) erreichten den höchsten Stand seit 2008. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls lag bei 40 %. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bot der Credit Suisse einen Notkredit über 54 Mrd. USD an, um die Liquidität proaktiv zu stärken.
Die Nachricht schlug Wellendurch die ETF-Welt. BlackRocks globale Floating-Rate-Anleihenstrategie mit 8 Mrd. USD Anlagevermögen verzeichnete binnen eines Tages Abflüsse von 247 Mio. USD. Die Diskrepanz zum Nettoinventarwert (NAV) weitete sich auf 1,79 % aus.
17. März
Am Tag nach einer Klage in den USA und Herabstufungen durch Analysten zeigten Daten von Morningstar Direct: Mindestens 450 Mio. USD flossen in nur zwei Tagen aus von der Credit Suisse verwalteten Fonds ab.
Mindestens vier Großbanken, darunter Société Générale und Deutsche Bank, schränkten daraufhin neue Transaktionen mit der Schweizer Bank ein.
18. März
Ein weiteres ereignisreiches Wochenende im Bankensektor. UBS verhandelte über dieÜbernahme der Credit Suisse. SNB und FINMA wollten den Deal als „Plan A“ vermitteln, um das Vertrauen der Investoren zu stärken. Die Marktkapitalisierung der Credit Suisse fiel unter 7 Mrd. USD.
Auch BlackRock bereitete einGegenangebot vor, sagten fünf Quellen. Der weltgrößte Vermögensverwalter dementierte jedoch: Man sei „nicht an Plänen zur Übernahme des gesamten oder eines Teils des Unternehmens beteiligt“.
19. März
UBS stimmte einerbedingten Übernahme für 3,25 Mrd. USD zu. Der Preis von 0,76 CHF pro Aktie lag 99 % unter dem Höchststand von 2007.
Die SNB stellte weitere Liquiditätshilfen bis zu 107,8 Mrd. USD bereit. Die Schweizer Regierung garantierte 9 Mrd. CHF für potenzielle Verluste aus Geschäften der Credit Suisse.
UBS knüpfte die Übernahme an eine Klausel wegen nachteiliger Veränderungen (Material Adverse Change). Ein Anstieg der CDS um 100 Basispunkte hätte UBS ein Rücktrittsrecht eingeräumt.
Derentscheidende Punkt war die Streichung von AT1-Anleihen (Additional Tier 1) im Wert von 17 Mrd. USD. Schweizer Regulatoren entschieden, diese auf null abzuschreiben. Eigenkapitalinvestoren erhielten ihr Geld zurück, während nachrangige Anleihegläubiger ihr Investment verloren und keine Anteile erhielten.
Colm Kelleher, Verwaltungsratspräsident der UBS (nun mit 5 Billionen USD verwalteten Vermögen), nannte die Transaktion eine „Notrettung“ für die Credit Suisse.
20. März
Am Montag wurde das Ausmaß der Unsicherheit und ihre Folgen für ETFs deutlich. Der Invesco AT1 Capital Bond UCITS ETF (AT1) und der WisdomTree AT1 CoCo Bond UCITS ETF (COCB) gaben vormittags um bis zu 12,9 % bzw. 11,9 % nach.
Die Entwertung der Credit Suisse ließ ihre Aktien am Montag um 64 % fallen. UBS-Aktien gaben 8 % nach, was deniShares STOXX Europe 600 Banks UCITS ETF(EVX1) um 4 % drücken ließ.
Unsicherheit begünstigte sichere Häfen. Goldpreise stiegen, die Edelmetallnotierung durchbrach die Marke von 2.000 USD pro Unze, erstmals seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Zweijährige US-Staatsanleihenrenten fielen um 100 Basispunkte. Märkte preisten eine kleine Zinserhöhung der US-Notenbank Federal Reserve ein.
Der WisdomTree Core Physical Gold ETP (WGLD) stieg um 6,1 %. Der Market Access NYSE Arca Gold Bugs UCITS ETF (GOLB) legte in der Vorwoche um 12,4 % zu.
21. März
Am Folgetag beruhigte sich die Stimmung. Die monatlichen Zuflüsse in europäische Banken-ETFserreichten den höchsten Stand seit einem Jahr. Sie verdoppelten fast den monatlichen Durchschnitt von 4,2 Mrd. EUR bei noch zehn offenen Handelstagen.
Dies geschah trotz Kursverlusten von 17 % in den ersten 20 Märztagen bei den ETFs Invesco Euro Stoxx Optimised Banks UCITS ETF (S7XP) und Lyxor EURO STOXX Banks UCITS ETF (BNKE).
Medien berichteten zudem über dieAuswirkungen auf das Asset Management. UBS Asset Management würde durch die Übernahme von rund 7 Mrd. EUR ETF- und ETN-Vermögen der Credit Suisse zum viertgrößten ETF-Anbieter in Europa aufsteigen. Das verwaltete Vermögen (AUM) von UBS würde dann 89 Mrd. EUR betragen, so Refinitiv.
Allerdings gab es Zweifel, ob das ETN-Geschäft der Credit Suisse angesichts von Kritik am Kreditrisiko der Produkte überleben würde.
24. März 2023
Nach Erholung über die Woche fiel der Euro Stoxx 600 Banks Index am Freitagvormittag binnen anderthalb Stunden um 5,3 %. Grund: Die CDS der Deutschen Bank stiegen um 200 Basispunkte. DieAktien der Deutschen Bank brachen um 13,5 % ein.
Andere europäische Banken folgten. Commerzbank verlor 10,3 %. SocGen und BNP Paribas gaben 8,3 % bzw. 6,5 % nach.
Die Risiken einer Ansteckung im Finanzsektor bleiben bestehen. Die Europäische Zentralbank erhöhte die Zinsen um 50 Basispunkte, die Fed um weitere 25 Punkte.
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