Im letzten Monat hat WisdomTree einen ETF auf Schwellenländer-Aktien aufgelegt, den WisdomTree Emerging Markets ex-State-Owned Enterprises ESG Screened UCITS ETF (XSOE). Dieser schließt staatseigene Unternehmen (SOEs) aus. Diese Unternehmen sind bekannt dafür, stark von staatlichem Einfluss betroffen zu sein.Aktien aus Schwellenländern Staatsunternehmen sind für ihre Abhängigkeit vom Staat bekannt. Der ETF bildet eine Spiegelstrategie des börsennotierten US-WisdomTree Emerging Markets ex-State-Owned Enterprises ETF (XSOE) ab, der seit seiner Auflage 2014 4,8 Milliarden US-Dollar eingesammelt hat.
Der ETF spiegelt die Strategie des börsennotierten US-WisdomTree Emerging Markets ex-State-Owned Enterprises ETF (XSOE). Dieser sammelte seit seiner Auflage 2014 4,8 Milliarden US-Dollar Assets ein.
DaherETF Stream bat acht Mitglieder seines Produkt-Panels, den Launch zu analysieren und kurz zu kommentieren. Ihre Ansichten sind hier nachzulesen:
Raymond Backreedy, CIO, Sparrows Capital
WisdomTree versucht, sich von größeren ETF-Anbietern durch Nischenprodukte zu differenzieren. Der XSOE fällt definitiv in diese Kategorie. Die Kombination aus dem Ausschluss von Staatsunternehmen und ESG-Kriterien in Schwellenländern hat eine gewisse logische Anziehungskraft. Allerdings gelten die üblichen Bedenken hinsichtlich der spezifischen ESG-Methodik. Der Ausschluss von Staatsunternehmen war in den USA beliebt. Allerdings beinhaltet dieser keine ESG-Kriterien. Daher ist es richtig, dieses Produkt als experimentell zu bezeichnen.
Viele Bedenken bezüglich Staatsunternehmen beziehen sich auf China. Historisch gesehen wurden Unternehmen durch politische Interventionen benachteiligt. Es gibt jedoch Anzeichen für eine Trendwende. Die Regierung unterstützt nun stark private Schwergewichte wie Tencent, Alibaba und Didi.
Die kommerzielle Freiheit von Nicht-Staatsunternehmen in China könnte in Zukunft schwerer zu monetarisieren sein. Dennoch versucht der XSOE, Probleme für Investoren in Schwellenländern, insbesondere in China, anzugehen.
Fazit: Kein Kauf
Irene Bauer, CIO, Algo-Chain
Der XSOE ist ein sehr innovatives Produkt. Es zeigt, dass wir bei der passiven Indexverfolgung noch lange nicht gesättigt sind. Staatsunternehmen unterliegen oft starkem Einfluss der lokalen Regierung, daher ist die Strategie sinnvoll. Bei der Analyse des XSOE denkt man natürlich zuerst an China mit seinen vielen Staatsunternehmen.
Beim Vergleich der Länderallokationen des XSOE mit einem marktgewichteten EM-ETF sind Länder wie China und Brasilien mit etwa einem Zehntel geringer gewichtet. Ähnliches gilt für die Sektorallokationen. Sektoren wie Technologie, Kommunikationsdienste und Gesundheitswesen weisen eine höhere Gewichtung auf.
Schützt dies vor weiteren Einschränkungen bei Technologieunternehmen in China? Wahrscheinlich nicht. Der ETF hat zusätzliche negative ESG-Screenings, was in Europa eine Voraussetzung zu sein scheint. Ich würde gerne eine Fortsetzung mit einem vollständig ESG-konformen ETF sehen.
Fazit: Kauf
Iain Barnes, Head of Portfolio Management, Netwealth
Das ist eine interessante Idee von WisdomTree. Bedenken hinsichtlich der Erzielung von Aktionärswerten sind in Schwellenländern seit langem ein Thema. Investoren zeigten sich oft skeptisch gegenüber den Ertragsaussichten. Der Ausschluss von Staatsunternehmen soll diese Auswirkungen reduzieren, was in den meisten Szenarien positiv für die Renditen sein dürfte.
Wie wir dieses Jahr gesehen haben, greifen Behörden in China und anderswo jedoch auch bei Unternehmen ein, die keine Staatsunternehmen sind. Daher könnte für Bestände im XSOE weiterhin eine höhere Risikoprämie anfallen.
Wir freuen uns darauf, die Liquidität des neuen ETFs zu sehen und wie sich diese auf die Gesamtkosten im Verhältnis zur TER auswirkt. Diese liegt über den ETFs, die einfacheren Marktkapitalisierungsindizes folgen.
Fazit: Abwarten
Matt Brennan, Head of Investment Management, AJ Bell
Passive Investitionen in Schwellenländer-Aktienerhielten oft Kritik von vielen Investoren. Sie argumentieren, dass Ineffizienzen, etwa bei der Unternehmensführung, ein besseres Umfeld für aktive Manager bieten. Der XSOE bietet einen guten Mittelweg für Investoren, die unsicher sind, ob sie einen regelbasierten Ansatz in diesem Bereich verwenden sollen.
Da der ETF weg von der Old Economy – Finanzwerte, Basismaterialien und Versorger – hin zu wachsenden Sektoren wie Konsumdienstleistungen und Technologie tendiert, birgt er wahrscheinlich zusätzliche Risiken. Gleichzeitig bietet er höhereExposure gegenüber Wachstumsaktien. Mit nur 70% Überschneidung mit dem MSCI EM ETF kann er zusätzliche Diversifikation in ein Portfolio bringen.
Fazit: Kauf
Sekar Indran, Senior Portfolio Manager, Titan Asset Management
Der XSOE bietet im Vergleich zu traditionellen Schwellenländer-Indizes eine stärkere Gewichtung von 'New Economy'-Sektoren. Diese sind stärker auf die digitale Revolution und andere Megatrends ausgerichtet, die das Wirtschaftswachstum weiter antreiben werden. Nicht-Staatsunternehmen sind jedoch nicht vor staatlichen Eingriffen geschützt, wie dieses Jahr wiederholt deutlich wurde.
Andere EM-ETFs mit reinen Nicht-Staatsunternehmen-Beständen, wie EMQQ und KWEB, erlitten erhebliche Drawdowns aufgrund staatlicher regulatorischer Maßnahmen. Während der langfristige Ausblick positiv ist und die Bewertungen attraktiv erscheinen, könnten kurz- bis mittelfristige Gegenwinde anhalten.
Fazit: Kein Kauf
Andrew Limberis, Investment Manager, Omba Advisory & Investments
Es hat einen klaren Reiz,Staatsunternehmen ausschließen zu können aus einem Schwellenländer-Portfolio. Diese neueste Auflage ergänzt die stetig wachsende Auswahl für Anleger, die eine breite Schwellenländer-Exposure suchen.
Während fast jede breite Schwellenländer-ETF-Einführung der letzten zwei Jahre einen ESG-Bezug hat, ist das leichte ESG-Screening beim XSIE kaum mehr als das. Der Fokus sollte auf dem Ausschluss von Staatsunternehmen liegen.
Eine Allokation in Schwellenländer-ETFs ist jedoch keine einfache Entscheidung. Dies liegt an der Dominanz einiger großer Länder/Unternehmen in den EM-Kapitalmärkten sowie den unterschiedlichen Entwicklungen kleinerer Schwellenländer-Volkswirtschaften.
Fazit: Kein Kauf
Wayne Nutland, Head of Managed Index Solutions, Premia Miton
Da Chinas Gewichtung in Schwellenländer-Aktienindizes gestiegen ist, ist es immer nützlich, neue Wege für differenzierte Exposure gegenüber Schwellenländern zu finden. Dies geschieht über regelbasierte Strategien mit angemessenen – wenn auch nicht günstigen – TERs.
Langfristig hat der Ausschluss von Staatsunternehmen die Performance im Vergleich zum MSCI Emerging Markets Index verbessert. Dies dürfte eine Kombination aus Governance-Problemen und fundamentalen Faktoren widerspiegeln, wobei Staatsunternehmen tendenziell stärker auf 'Old Economy'- als auf 'New Economy'-Sektoren ausgerichtet sind.
Aktuelle Ereignisse haben gezeigt, dass Staatsunternehmen stärker an der Regierungspolitik ausgerichtet sind und weniger wahrscheinlich von unerwarteten regulatorischen Maßnahmen betroffen sind. Dies zeigt, dass die Nicht-Kontrolle durch die Regierung nicht immer zu aktionärsfreundlicheren Ergebnissen führt.
Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die langfristigen Wachstumsaussichten für 'New Economy'-Aktien besser sind. Jüngste Marktbewegungen könnten einen relativ attraktiven Einstiegspunkt für solche Exposures bieten. Der XSOE könnte für diejenigen attraktiv sein, die von den jüngsten Kursbewegungen profitieren möchten, indem sie sich über eine Neigung zu 'New Economy'-Aktien innerhalb einer diversifizierten Strategie positionieren.
Fazit: Abwarten
Peter Sleep, Senior Investment Manager, 7IM
Intuitiv klingt das nach einer guten Idee. Man entferne die altmodischen Staatsunternehmen und füge wachstumsstärkere Privatunternehmen hinzu. Die Analyse zeigt jedoch, dass es kaum Unterschiede zwischen dem WisdomTree-Index und dem MSCI-Index gab. Der Tracking Error zwischen beiden beträgt nur 1,3%. Ich konnte den erwarteten Wachstumsbias schwer erkennen, insbesondere da WisdomTree 25% der Namen und 20% der Marktkapitalisierung aus seinem Schwellenländer-Index entfernt hat.
Die Definition eines Staatsunternehmens ist locker. Ich erwartete Unternehmen, bei denen der Staat mehr als 50% der Anteile besaß. WisdomTree verwendete jedoch eine Schwelle von 20% des Eigentums, um das Netz zu erweitern. Wahrscheinlich, um eine stärkere Abgrenzung zu den Haupt-EM-Indizes zu erreichen. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob der Tracking Error die 80% Prämie gegenüber dem marktführenden Standard-EM-ETF rechtfertigt.
Ich habe gelesen, dass der Besitz von Staatsunternehmen das Risiko beim Halten von Schwellenländern erhöht. Trifft das wirklich zu? Die jüngsten regulatorischen Maßnahmen in China betrafen Privatunternehmen, nicht Staatsunternehmen. Das deutet darauf hin, dass die Argumentation nicht eindeutig ist.
Fazit: Kein Kauf
Dieser Artikel erschien zuerst in ETF Insider,dem neuen monatlichen ETF-Magazin von ETF Stream für professionelle Anleger in Europa. Um die vollständige Ausgabe zu lesen,klicken Sie hier.



