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Analysen

Regulierungs-Streuung bremst europäisches ETF-Wachstum

Die AMF erwägt eine Lockerung der Transparenzregeln. Dies ist das jüngste Beispiel für die wachsende Uneinigkeit auf dem Kontinent.

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Die regulatorische Fragmentierung in Europa hat sich 2024 weiter verstärkt. Die französische Finanzaufsicht AMF will die Transparenzregeln für aktive ETFs lockern. Dies weicht vom Ansatz der irischen Zentralbank (CBI) ab.

Die unterschiedlichen Regulierungen in Europa bremsen das Marktwachstum. Die verwalteten Vermögen (AUM) haben sich zwar in viereinhalb Jahren verdoppelt. Dennoch bleiben die Vorschriften eine Hürde im Vergleich zu den günstigeren Rahmenbedingungen in den USA.

Regionale Auslegungen von UCITS-konformen Vermögenswerten

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)starteteim Mai eine branchenweite Überprüfung der UCITS-Richtlinie über zulässige Vermögenswerte (Eligible Assets Directive, EAD). Diese war seit 12 Jahren unverändert.

Die Prüfung soll Definitionen klären und die Auslegung von Anlageklassen standardisieren. Dazu gehören strukturierte und gehebelte Kredite, AT1-Anleihen, Rohstoffe, Krypto-Assets und Emissionszertifikate.

Sergey Dolomanov, Partner bei William Fry, betonte die Bedeutung der Überprüfung. Angesichts des Werts der UCITS-Marke und neuer Anlageklassen wie Krypto-Assets sei dies wichtig.

Ciara O'Leary, Partnerin bei Dechert, kommentierte die möglichen Ergebnisse: Die Prüfung könne zwei Wege einschlagen.

„Entweder werden regulatorische Arbitrage vermieden, indem liberalere Positionen in allen Jurisdiktionen zugelassen werden. Oder es wird eine traditionellere Auslegung in bestimmten Ländern zum Standard“, sagte O’Leary.

„Marktteilnehmer wissen wirklich nicht, welcher Weg eingeschlagen wird.“

Unterschiede in der Regulierung von UCITS-konformen Vermögenswerten zeigen sich beim Vergleich regionaler Ansätze zu Krypto-Assets.

Die deutsche BaFin und die spanische CNMV nähern sich bei Krypto-Assets an. Beide erlauben Anlegern indirekte Beteiligungen über Finanzinstrumente, deren Performance an Kryptowährungen gekoppelt ist. Die irische CBI verfolgt einen vorsichtigeren Ansatz und gestattet nur indirekte Engagements.

Zur möglichen Harmonisierung der nationalen Regulierung von Krypto-Assets sagte Shane Coveney, Partner beiDillon Eustace, dass eher Einschränkungen bei ETNs und deren Zulässigkeit zu erwarten seien. Eine pauschale Öffnung, bei der alle Jurisdiktionen ETNs mit direktem Engagement erlauben, sei unwahrscheinlicher.

Transparenzregeln der CBI und AMF sorgen für Schlagzeilen

Transparenzregeln für aktive ETFs sind wieder Thema. Irische Juristen berichten, die CBI wollenoch in diesem JahrETF-Transparenzregeln prüfen, um nicht-transparente ETFs zu ermöglichen.

Aktuelle Nachrichten der französischen Aufsicht AMF zeigen, dass diese schneller agiert als die CBI. Die AMF erwägt eine Lockerung der Transparenzregeln für aktive ETFs. Emittenten könnten ihre Beständemindestens einmal monatlichveröffentlichen.

Spekuliert man über eine Lockerung der Transparenzregeln durch die AMF, sagte O'Leary: „Wir werden keine massive Zunahme von aktiven ETFs in Frankreich sehen. Die meisten Gespräche zeigen, dass Emittenten nach Irland oder Luxemburg gehen.“

„Ob dies ausreicht, um den Markt vollständig zu bewegen, und ob sich die gesamte wirtschaftliche Aktivität nach Frankreich verlagert, weiß man im Moment nicht.“

Dolomanov fügte hinzu, dass die Frage sei, ob Transparenzregeln an die des heimischen Regulators oder an die des Handelsplatzes angepasst werden müssen.

„Es scheint, dass die allgemeine Richtung langsam auf eine Art nationaler Offenlegung zusteuert.“

Abweichungen bei der Benennung von Share Classes

Die CBI und die luxemburgische CSSF weichen bei der Auslegung der ESMA-Namenskonvention für UCITS-ETFs voneinander ab. Einige Branchenexperten fordern dieAbschaffungder Namenskonvention für Share Classes.

Die Namenskonvention schreibt vor, dass Vermögensverwalter ‘UCITS ETF’ im Fondnamen verwenden müssen, wenn sie eine ETF-Share-Class neben einer klassischen Fonds-Share-Class anbieten.

Irlands Finanzaufsicht hält sich strikt an die ESMA-Namenskonvention. Luxemburgs CSSF ist flexibler und erklärt, dass die Konvention nur die Ebene betrifft, auf der der ‘UCITS ETF’-Identifikator verwendet werden muss.

O'Leary wünschte sich hier eine einheitliche Position über beide Jurisdiktionen hinweg.

„Ich würde sagen, einige Marktteilnehmer argumentieren, dass das ESMA-Papier zu diesen Namenskonventionen sehr klar war.“

O'Leary und Coveney waren sich einig, dass die geringe Nachfrage nach ETF-Share-Classes von Emittenten auf operative Komplexitäten zurückzuführen ist.

„Menschen möchten gewissermaßen ein Produkt für eine Sache und ein anderes Produkt für eine andere Sache haben“, sagte O’Leary.

SFDR-Kennzeichnungs-Wirrwarr

Das Klassifizierungssystem der SFDR – das ETFs je nach Nachhaltigkeitsziel als Artikel 6, 8 oder 9 einstuft – sorgt in Europa für Verwirrung. Die Länder interpretieren es unterschiedlich.

Es gab mehrere Forderungen, das Fondskennzeichnungssystem zu überarbeiten. DWS forderte zuletzt im Januareine neue Kennzeichnung.

Coveney kommentierte: „Aus Sicht von UCITS-ETFs gibt es Probleme mit der Abhängigkeit von Indexanbietern und den Namen der Indizes. Viele UCITS-ETFs übernehmen den Namen des Index in ihre Bezeichnung.“

„Es geht darum, die Indexanbieter selbst zu prüfen und sicherzustellen, dass die Kontrollmechanismen vorhanden sind. Nur so kann der Emittent garantieren, dass es sich um einen grünen, wirkungsvollen und nachhaltigen Fonds handelt.“

„Das sind die Herausforderungen für das ETF-Ökosystem in der Zukunft.“

Das letzte Wort

Coveney fügte hinzu, dass nicht die regulatorische Fragmentierung die Hauptschwierigkeit für das Wachstum des europäischen ETF-Marktes sei. Vielmehr lägen die Probleme bei der Distribution und der Erschließung des Retail-Marktes.

„Was die Akzeptanz im Einzelhandel betrifft, sind die USA bei der Aufklärung über Geldanlagen deutlich weiter als Europa. Das ist eine größere Herausforderung als die Regulierung selbst.“

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