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Der Creation-Redemption-Prozess bei Anleihen-ETFs

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Die Rolle der Autorisierten Marktteilnehmer

Die Rolle der Autorisierten Marktteilnehmer (APs) im Creation-Redemption-Prozess ist das zentrale Merkmal, das ETFs von anderen Anlagestrukturen wie klassischen Investmentfonds oder Investment Trusts unterscheidet. 

Die Schaffung (Creation) und Rückgabe (Redemption) von ETF-Anteilen erfolgt am Primärmarkt. Dort sorgen APs dafür, dass ein ETF nahe an seinem fairen Wert gehandelt wird – in der Regel also am Nettoinventarwert (NAV) orientiert. 

Während dieser Prozess bei Aktien-ETFs vergleichsweise unkompliziert ist, gestaltet er sich bei Anleihen-ETFs deutlich komplexer. Hier kommen sogenannte maßgeschneiderte Körbe (Custom Baskets) zum Einsatz. 

Maßgeschneiderte Körbe bei Anleihen-ETFs

Im Gegensatz zu Aktien-ETFs, die oft nur eine überschaubare Zahl von Titeln enthalten, bilden Anleihen-ETFs häufig Indizes mit einer sehr großen Zahl an Wertpapieren ab. Der Bloomberg Global Aggregate Bond Index beispielsweise umfasst mehr als 25.000 Anleihen. 

Bei der Schaffung neuer Anteile eines solchen ETFs greifen die APs daher auf maßgeschneiderte Körbe zurück. Diese enthalten zwar nicht alle im Index enthaltenen Wertpapiere, sind aber so zusammengesetzt, dass sie dessen wesentliche Merkmale – etwa Duration, Liquidität und Bonität – widerspiegeln. 

Die Aufgabe des ETF-Portfoliomanagers besteht darin, sicherzustellen, dass die vom AP gelieferten Anleihen diesen Eigenschaften entsprechen. 

(Grafik: Zusammensetzung des Custom Redemption Basket im Vergleich zum Fonds) 

Der Prozess bietet zugleich Flexibilität: Im Rahmen von Rückgaben (Redemptions) kann der Portfoliomanager gezielt Anleihen ausliefern, die der Fonds übergewichtet hält, und im Gegenzug Papiere aufnehmen, in denen der Fonds untergewichtet ist. 

Chart 1

Diese Flexibilität hat allerdings auch Kritik hervorgerufen. Fachleute warnen, dass APs – meist große Banken – versucht sein könnten, unerwünschte Anleihen aus ihren eigenen Beständen in die Creation-Körbe von ETFs „einzuschleusen“. Aus diesem Grund kommt der Kontrollfunktion des Portfoliomanagers besondere Bedeutung zu.

Ein Instrument zur Preisfindung

Der Creation-Redemption-Mechanismus ermöglicht es ETFs darüber hinaus, eine zentrale Rolle in weniger liquiden Märkten zu spielen. Während des Marktausverkaufs im März 2020 fungierten ETFs als Instrumente der Preisfindung – sie spiegelten die tatsächlichen Marktpreise wider, als die zugrunde liegenden Anleihen kaum noch gehandelt wurden. 

Ein anschauliches Beispiel: Am 12. März 2020 wurde der iShares $ Corp Bond UCITS ETF (LQDE) laut BlackRock rund 1.000-mal gehandelt, während die entsprechenden Einzeltitel im Fonds insgesamt nur 37 Transaktionen verzeichneten.

Wichtigste Erkenntnisse

  • ETFs werden – anders als klassische Fonds – sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt gehandelt. 

  • Während Aktien-ETFs häufig eine vollständige Indexreplikation anstreben, nutzen Anleihen-ETFs maßgeschneiderte Körbe, die die Merkmale des zugrunde liegenden Index abbilden. 

  • Die Verwendung solcher Körbe verleiht den Portfoliomanagern mehr Flexibilität. 

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