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Common Ownership und der Aufstieg des Indexings

Wie wenige ETF-Anbieter enorme Macht über die Weltwirtschaft erlangten.

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Die „Großen Drei“

Im Jahr 2022 wurden die Bedenken rund um das Phänomen des Common Ownership lauter denn je. Von Charlie Munger bis Elon Musk äußerten prominente Stimmen der Finanzwelt Zweifel an der wachsenden Macht der sogenannten „Großen Drei“ – BlackRock, Vanguard und State Street Global Advisors (SSGA) – und ihrem zunehmend festen Griff auf die US-Wirtschaft. 

Der rasante Aufstieg von ETFs und passiven Anlageformen hat Investoren zwar Milliarden an Kostenersparnissen gebracht und gilt als eine der größten Finanzinnovationen der Moderne. Doch mit der Konzentration von Kapital in den Händen weniger Anbieter wächst auch die Sorge vor einer gefährlichen Machtballung. Die Debatte um die Schattenseiten des passiven Investierens ist daher alles andere als unbegründet. 

Wettbewerbsbremse?

Die „Großen Drei“ halten heute bedeutende Beteiligungen an nahezu jedem großen US-Unternehmen – und ihr Einfluss wächst weiter. Da das ETF-Geschäft stark von Skaleneffekten lebt, dürfte dieser Trend anhalten. 

Laut Lazard besaßen BlackRock, Vanguard und State Street Ende 2021 im Durchschnitt 18,7 % an jedem Unternehmen im S&P 500. 1998 lag dieser Anteil noch bei lediglich 5 %, bis 2019 war er auf rund 20 % gestiegen. Prognosen zufolge könnten die „Großen Drei“ bis zum nächsten Jahrzehnt bereits ein Drittel der Eigentumsanteile an den größten US-Konzernen kontrollieren. 

Doch warum gilt Common Ownership als potenziell problematisch? Die Antwort liegt in den wettbewerbshemmenden Effekten. Eine vielzitierte Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass Unternehmen, die dieselben Großaktionäre teilen, weniger Anreiz zu aggressivem Wettbewerb haben. 

„Eine umfangreiche theoretische Literatur in der Industrieökonomik legt nahe, dass eine teilweise gemeinsame Eigentümerschaft von Wettbewerbern die Anreize der Unternehmen zum Wettbewerb verringern kann“, heißt es darin. Die Vorteile intensiven Wettbewerbs kämen demnach einem Unternehmen zulasten anderer Firmen im selben Anlegerportfolio, was den Gesamtwert des Portfolios mindern könne. Langfristig führe dies zu monopolistischen Strukturen, einem Wohlfahrtsverlust und Nachteilen für Verbraucher. 

Stimmrechte 

Als Reaktion auf die wachsende Kritik haben alle drei Häuser Schritte unternommen, um Stimmrechte an institutionelle Investoren zu übertragen. So erweiterte BlackRock im Juni 2022 sein Programm, das es Anlegern in Teilen seiner passiven Aktienstrategien ermöglicht, auf Hauptversammlungen selbst abzustimmen. 

Dieser Schritt verdeutlicht, dass sich BlackRock der Machtkonzentration durch den Aufstieg des Indexings bewusst ist. Durch die Abgabe der Stimmrechte versucht der Vermögensverwalter, dem Vorwurf entgegenzutreten, im Sinne des Managements abzustimmen oder die Unternehmenspolitik indirekt zu beeinflussen. 

Ganz aus der Welt ist das Problem damit jedoch nicht. Der renommierte Jurist John Coates von der Harvard Law School warnte: „Wenn sich das Gesetz nicht ändert, wird der Effekt des Indexings das Konzept des ‚passiven‘ Investierens auf den Kopf stellen und die größte Konzentration wirtschaftlicher Macht zu unseren Lebzeiten hervorbringen.“ 

Wichtigste Erkenntnisse

  • Die Marktmacht von BlackRock, Vanguard und State Street ist mit dem Siegeszug der ETFs rasant gewachsen – und wirft zunehmend Fragen nach ihrer Dominanz auf. 

  • Common Ownership kann den Wettbewerb schwächen, was Verbrauchern und der wirtschaftlichen Effizienz schadet. 

  • BlackRocks Schritt, Anlegern Stimmrechte zu übertragen, zeigt Problembewusstsein – löst aber das grundsätzliche Machtproblem nicht. 

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