Der Londoner Vermögensverwalter Man Group prüft den Aufbau einer eigenen europäischen ETF-Plattform. „Das ist Teil einer umfassenden Offensive in diesem Segment“, sagte Mark Bedford, Global Head of Wealth bei Man Group.
Im September startete das Unternehmen in den USA seine ersten eigenen ETFs – zwei aktiv gemanagte Anleihestrategien. Bedford bezeichnet ETFs als „bessere Technologie“ im Vergleich zu klassischen Investmentfonds. Der Schritt sei eine „strukturelle, bewusste Investition“, betonte er. Man wolle „dauerhaft am Markt sein“.
ETFs: „Bessere Technologie“
Man Group wurde 1783 als Zuckerbroker gegründet und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Spezialisten für alternative Anlagen. Heute ist das Unternehmen der größte börsennotierte Hedgefonds der Welt mit 193 Milliarden US-Dollar an verwalteten Vermögenswerten.
Bekannt ist Man Group vor allem für ihre Trendfolgeprodukte, die über Terminkontrakte Long- oder Short-Positionen eingehen, um von anhaltenden Kurstrends zu profitieren.
Wie viele Anbieter im Bereich alternativer Anlagen richtet sich Man Group bislang vor allem an institutionelle Kunden. Die geplante ETF-Plattform ist jedoch Teil einer stärkeren Fokussierung auf das Wealth-Management – ein Bereich, der deutlich wächst und eine steigende Nachfrage nach komplexen Strategien verzeichnet.
Bedford sieht ETFs als bevorzugte Lösung für Wealth Manager und Finanzberater. Besonders in den USA bieten sie steuerliche Vorteile gegenüber klassischen Investmentfonds, auch wenn dieses Argument in Europa nicht gilt.
„ETFs sind schlichtweg die bessere Technologie. Das ist wie VHS gegen Streaming. Warum sollte man Trades mit täglicher NAV-Abwicklung und mehrtägiger Wartezeit auf Cash und Bestätigungen fortsetzen, wenn man per Knopfdruck sofort Exposure erhält?“, erklärte Bedford gegenüber ETF Stream.
Ambitionierte Ziele
Die im September vorgestellten ETFs waren die ersten unter Man Groups eigenem Label. Ganz neu im Geschäft ist das Haus jedoch nicht: In Zusammenarbeit mit der Multi-Manager-Plattform American Beacon brachte Man Group bereits zwei US-gelistete Fonds auf den Markt – eine Trendfolgestrategie mit 51 Millionen US-Dollar und ein Rohstoffprodukt mit 287 Millionen US-Dollar.
Für den weiteren Ausbau des ETF-Angebots verfolgt Man Group ambitionierte Pläne. Eine eigene Plattform ermögliche mehr Kontrolle und höhere Margen. „Die Partnerschaft mit American Beacon bleibt wertvoll. Aber für den Aufbau eines skalierbaren ETF-Geschäfts ist es entscheidend, so viel wie möglich von Ende zu Ende zu kontrollieren – die Marke, das Kundenerlebnis, die Geschichte. All das zählt. Es macht Sinn, dies selbst zu tun“, sagte Bedford.
Bei der US-Börsenaufsicht hat Man Group inzwischen einen ETF auf Schwellenländer-Aktien sowie eine Enhanced-Equity-Strategie im Trendfolge-Bereich eingereicht. Letztere ähnelt den „Portable Alpha“-ETFs, die das Unternehmen erwägt, nach Europa zu bringen.
Hedgefonds-ETFs in Europa
Obwohl Man Group in London ansässig ist, begann die ETF-Reise in den USA – auch wegen der dortigen Steuervorteile und einer aufgeschlosseneren Anlegerbasis für komplexe Strategien. „Wir beobachten Europa natürlich genau, da der Markt an einem Wendepunkt steht. Die Katalysatoren, die sich in den USA bereits manifestiert haben, beginnen gerade erst in Europa zu wirken“, sagte Bedford.
Der US-Manager DBi brachte kürzlich den ersten Trendfolge-ETF sseit 2020 in Europa auf den Markt. AuchUnlimited Funds und Return Stacked bereiten eigene Produkte im Segment der Hedgefonds-ETFs vor. Zudem steht die Rückkehr von Long/Short-Equity-Strategien – einem klassischen Ansatz der Hedgefonds-Welt – auf den europäischen Markt bevor.
Wie das ETF-Angebot von Man Group in fünf bis zehn Jahren aussehen wird, kommentierte Bedford mit einer eindeutigen Prognose: „Die Plattform wird deutlich größer sein als heute. Früher hat man einen Investmentfonds einfach aufgelegt. Künftig werden wir uns gut überlegen müssen, ob es überhaupt Sinn ergibt, etwas, das für eine liquide Hülle geeignet ist, nicht als ETF zu strukturieren. Das hätte ich vor zwei Jahren noch nicht gesagt.“



