Einleitung
Die Finanzmarktrichtlinie II (MiFID II) ist das zentrale Regelwerk zur Standardisierung der Finanzmärkte und zur Stärkung des Anlegerschutzes in der EU nach der globalen Finanzkrise von 2008.
Seit ihrer Einführung 2018 zielt MiFID II darauf ab, die Transparenz bei Transaktionen und Kosten zu erhöhen, mehr Handel auf regulierte Börsen zu verlagern, Interessenkonflikte zu reduzieren und neue Entwicklungen wie algorithmischen Handel sowie die Nachhaltigkeitspräferenzen von Kunden stärker zu regulieren. Wesentlich ist, dass MiFID II nicht nur für Aktien, sondern auch für Anleihen, Derivate, Rohstoffe, Währungen und außerhalb der EU emittierte Anlageprodukte gilt.
Die Eckpfeiler von MiFID II
MiFID II legt Standards für eine Reihe von Finanzpraktiken fest. Ihre zentralen Elemente betreffen Handel, Transparenz, Meldepflichten und Nachhaltigkeit.
Handel: Ziel war es, mehr Transaktionen auf transparente Handelsplätze („lit venues“) wie Börsen zu verlagern, weg vom außerbörslichen (OTC) Handel und Dark Pools. In diesem Zusammenhang wurden das organisierte Handelssystem (OTF) und das multilaterale Handelssystem (MTF) geschaffen.
Transparenz und Meldepflichten: Die Richtlinie verpflichtet Handelsplätze zur kontinuierlichen Veröffentlichung von Kursen. Zur Erhöhung der Kostentransparenz verbietet sie zudem die Bündelung von Research- und Transaktionskosten (Unbundling). Broker müssen jede Transaktion bis zum Folgetag melden.
Nachhaltigkeit: Wertpapierfirmen sind verpflichtet, ihre Kunden nach individuellen Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen und diese bei Anlageentscheidungen zu berücksichtigen.
Weitere Entwicklungen
Auch nach Einführung von MiFID II wurden einzelne Komponenten überprüft und angepasst. Geplant sind weitere Maßnahmen zur Stärkung des Anlegerschutzes, etwa durch die Beschränkung von Zuwendungen (Provisionen), wobei ein vollständiges Provisionsverbot bisher nicht umgesetzt ist.
Darüber hinaus einigte sich die EU auf die Einführung eines Consolidated Tape, das Preis- und Handelsvolumendaten verschiedener Handelsplätze zentral zusammenführt. Zudem wurde ein Verbot von Payment for Order Flow (PFOF) beschlossen, das Brokern untersagt, Rückvergütungen für die Weiterleitung von Kundenorders an bestimmte Plattformen anzunehmen. Einige Mitgliedsstaaten haben bis 2026 Zeit, die neuen Regeln umzusetzen.
Wichtigste Erkenntnisse
MiFID II legt umfassende Standards für Handel, Transparenz, Meldepflichten, Nachhaltigkeitspräferenzen und Anlegerschutz fest.
Die Richtlinie erweitert den Anwendungsbereich im Vergleich zur Vorgängerin auf ein breites Spektrum an Instrumenten und auch auf Nicht-EU-Produkte.
Weitere Anpassungen in Bezug auf Interessenkonflikte und grenzüberschreitende Handelsdaten stehen noch aus.

